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Apotheken starten mit digitalem Corona-Impfnachweis – Praxen müssen warten

Seit Montag ist der Nachweis einer Corona-Impfung auch per Smartphone möglich. Impfzentren und Ärzte sind noch nicht überall bereit. Das sorgt für Kritik.

Von Von Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Ein Impfpass und ein Smartphone, auf dem die App CovPass läuft, liegen auf einem Impfzertifikat, das von einer Apotheke ausgestellt wurde.

Ein Impfpass und ein Smartphone, auf dem die App CovPass läuft, liegen auf einem Impfzertifikat, das von einer Apotheke ausgestellt wurde.

© Stefan Puchner / dpa

Berlin. Der Verband der Medizinischen Fachangestellten (VmF) appelliert am Montag an Bürgerinnen und Bürger, vorerst auf direkte Nachfragen zum digitalen Corona-Impfnachweis zu verzichten. Grund dafür ist, dass die Ausstellung der Impfausweise in den Arztpraxen noch nicht möglich ist. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung betonte, es werde aus technischen Gründen nicht sofort einen flächendeckenden Start in den Praxen geben.

„Ähnlich wie bei der Aufhebung der Impfpriorisierung schraubt die Politik ohne Grund die Erwartungshaltung bei den Menschen in die Höhe und verschärft so die Stressbelastung bei den Medizinischen Fachangestellten in den Arztpraxen“, kritisiert VmF-Präsidentin Hannelore König, dass die technische Infrastruktur für den digitalen Impfnachweis in den Praxen noch nicht bereitsteht. Parallel dazu laufe die Impfkampagne auf vollen Touren. Zudem müsse die normale ärztliche Versorgung gewährleistet werden. Außerdem hätten auch die Praxisteams Anspruch auf notwendige Urlaubstage.

„Extrem hohe Nachfrage“ in Apotheken

In Apotheken ist die Ausstellung von digitalen Impfnachweisen derweil seit Montag möglich. Bis 11 Uhr seien bereits 140.000 Zertifikate ausgestellt worden, sagte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes am Montag. Mehr als 13.000 Apotheken böten die Leistung an, das seien mehr als zwei Drittel aller Offizinen.

Seit Montag können sich alle Menschen mit vollständigem Impfschutz ihren digitalen Impfnachweis in Apotheken abholen. Auf das Online-Portal „mein-apothekenmanager.de“, wo man teilnehmende Apotheken abrufen kann, kam es laut Dittrich zu einer „extrem hohen Nachfrage“. Phasenweise war das Portal am Vormittag nicht zu erreichen. Dittrich wies darauf hin, dass es nicht zwingend notwendig sei, sich das digitale Impfzertifikat sofort ausstellen zu lassen.

Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des weiter gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Deutschland setzt damit ein Vorhaben der Europäischen Union um. Die App soll unter anderem Reisen in Europa erleichtern. Der Nachweis wird in einem QR-Code hinterlegt, der künftig in der Regel mit dem zweiten Impfgang im Impfzentrum oder beim Arzt ausgehändigt wird. Der Code kann dann mit bestimmten Handy-Apps eingescannt und vorgezeigt werden. Neben der App CovPass und der Corona-Warn-App des Bundes wird der Nachweis ab Mittwoch auch über die Luca-App möglich sein.

Erste Softwarehersteller bereit

Sobald die zentrale Technik in den Kassenärztlichen Vereinigungen zur Verfügung steht, werden auch die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme nach und nach ihre Updates für das Ausstellen des digitalen Impfnachweises bereitstellen können. Die Hersteller sind jedoch nicht verpflichtet, eine Lösung anzubieten.

Die kostenlosen Updates sollten mit dem Quartalsupdate, spätestens aber bis zum 12. Juli erfolgen. Das Unternehmen Deutsches Gesundheitsnetz Service GmbH (DGN) hat für Anwender der Praxisverwaltungssysteme von S3 und InterData kostenlose Online-Updates angekündigt. „Aus unserer Sicht ist es eine wirklich beachtliche Leistung der Softwarehäuser, in einer so kurzen Frist mit einer sicheren Lösung am Start zu sein“, betont InterData-Geschäftsführer Dirk Fellenberg. „Wir sind der Meinung: Wenn derjenige, der die Patienten geimpft hat, auch die Zertifikate ausstellt, gibt es wenig Spielraum für Fälschungen und Manipulationen.“ Das Zertifikat werde bereits „nach wenigen Sekunden“ angezeigt, heißt es in der Mitteilung des DGN.

Auch medatixx hat mitgeteilt, das notwendige Modul fertiggestellt zu haben. Die Zulassung sei bereits beantragt worden. Das Unternehmen plant den Rollout nach eigenen Angabe in allen fünf Praxissoftwarelösungen des Unternehmens für die Kalenderwoche 25 im Rahmen der regulären Quartalsupdates.

Die CompuGroupMedical kündigt auf Anfrage ein Sonderupdate voraussichtlich „noch in dieser Woche“ an. Derzeit laufe die finale Testphase. Ziel sei es, dass „die Zertifikate schnellstmöglich bei geringstem Aufwand in den Praxen ausgestellt werden können“.

Impfnachweis für bereits Geimpfte: Ländersache!

Ob, ab wann und auf welchem Weg neben Apotheken auch Impfzentren oder Ärzte auch Nachweise für die bereits vor der Einführung vollständig geimpften rund 20 Millionen Menschen ausstellen, hängt vom jeweiligen Bundesland ab. In Bayern oder Sachsen-Anhalt etwa sollen Menschen, die bereits in Impfzentren geimpft worden sind, über eigens eingerichtete Websites Zugang zum Zertifikat bekommen. In Baden-Württemberg sollen Impfnachweise laut Gesundheitsministerium im Laufe der nächsten Wochen nachträglich per Post verschickt werden.

In Thüringen hatte die KV am Freitag dagegen klargestellt, dass eine nachträgliche Ausstellung des digitalen Impfpasses für bereits Geimpfte in den Impfzentren und Impfstellen nicht möglich sei, weil der Aufwand nicht zu bewältigen sei. Auch in Nordrhein-Westfalen hatten die KVen erklärt, dass in den Arztpraxen und Impfzentren zunächst noch keine elektronischen Impfzertifikate ausgestellt werden könnten. (dpa/mu)

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