Kommentar zu diagnostischen Fehlern

Arzt in der Zeitfalle

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:

In Deutschland kann sich ein Arzt derzeit für jeden Patienten im Schnitt sieben Minuten Zeit nehmen. Der bürokratische Aufwand, der pro Patient zu leisten ist, nahm bisher etwa weitere zwölf Minuten in Anspruch. Mit der Einführung des Patientenrechtegesetzes wird sich dieses Missverhältnis noch verschärfen.

Wenn eine Studie aus den USA jetzt als eine der Hauptursachen für Diagnostikfehler Versäumnisse bei der Anamneseerhebung ausmacht, muss man sich eines fragen: Ist den Patienten in Deutschland mit dem Paragrafenwerk wirklich gedient? Mit der Verpflichtung, jede vorgenommene Maßnahme umgehend im Detail zu dokumentieren, wird der Zeitaufwand für Schreibarbeiten massiv steigen.

Es bleibt also immer weniger Zeit für das Patientengespräch, das ja die Grundlage für eine vernünftige Diagnostik darstellt. Was die US-Studie noch ergeben hat: Die Ärzte hatten offenbar des Öfteren bei der Dokumentation geschludert.

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Der Arzt soll mehr dokumentieren, hat aber gerade deswegen weniger Zeit, Informationen einzuholen, die er für ein zielgerichtetes Vorgehen benötigt. Aus diesem Dilemma gibt es nach der derzeitigen Rechtslage kein Entrinnen.

Lesen Sie dazu auch: US-Forscher decken auf: Die Rangliste der Arzt-Irrtümer

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Langzeitkohorte

Arzneimittel-Fehlverordnungen steigern wohl Sterblichkeit im Alter

Lesetipps
Das Wasser eines Aquariums kann mit ungewöhnlichen Erregern besiedelt sein. Dass dies der Grund für die chronische Wunde eines Patienten war, wurde erst klar, als der Patient von seinem Hobby berichtete.

© Mircea Costina / stock.adobe.com

Kasuistik

Die Dermatitis, die aus dem Wasser kam

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Patientin mit Gichtproblemen an ihren Händen und ihren Fingern.

© doucefleur / stock.adobe.com

S3-Leitlinie

Gicht: Das ist bei der medikamentösen Harnsäuresenkung wichtig