Live beim Healthcare Hackathon

Auf der Suche nach digitalen Praxishelfern

Ein Roboter der Patienten informiert, eine Drohne, die in höchster Not helfen soll und mehr präsentierten Teams auf dem Healthcare Hackathon in Kiel.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Feinschliff kurz vor dem Pitch beim Kieler Healthcare Hackathon: Das Team um Gesundheitsökonomin Lena Piest (Mitte) tüftelt an der Programmierung für einen Roboter, der Patienten im Krankenhaus anleitet.

Feinschliff kurz vor dem Pitch beim Kieler Healthcare Hackathon: Das Team um Gesundheitsökonomin Lena Piest (Mitte) tüftelt an der Programmierung für einen Roboter, der Patienten im Krankenhaus anleitet.

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KIEL. Lange Schlange vor der Anmeldung im Krankenhaus: Patienten mit Angehörigen, schwere Taschen über den Schultern, warten ungeduldig, dass es einen Schritt weiter nach vorn geht. An der Anmeldung gibt man sich alle Mühe, die Patienten umfangreich und dennoch schnell zu informieren – doch in Stoßzeiten staut es sich immer wieder vor dem Tresen.

Solche Situationen treten in deutschen Krankenhäusern immer wieder und immer häufiger auf. Ließe sich das mit digitalen Werkzeugen verhindern? Diese Frage stellt sich Lena Piest aus dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Die Gesundheitsökonomin ist eine von rund 100 Teilnehmern des Healthcare Hackathon in Kiel. Zusammen mit UKSH-Controller Björn Giesenberg und Kathrin Fitzner, Nora Hollenstein und Henrik Matzen von IBM tüftelt sie seit fast einem Tag am Problem.

So wie dieses sind insgesamt 20 Teams in der Kieler Sparkassen-Arena zusammen gekommen, um beim Hackathon digitale Lösungen für praxisrelevante Fragen aus dem Gesundheitswesen zu finden. In den VIP-Lounges über den Zuschauerrängen sitzen die Teams einen Tag und eine Nacht, bis sie eine Jury von ihrem Konzept überzeugen müssen.

Teebox? Nein, Gesundheitsbox!

Ein Team arbeitet daran, wie sich Datenquellen zu einem prädiktiven Werkzeug verknüpfen lassen, um Notfall-Wahrscheinlichkeiten vorherzusagen und damit entsprechende Kapazitäten lenken zu können. Ein anderes sucht nach einer App-basierten Scan-Lösung, die den von Patienten mitgebrachten unsortierten Papierakten automatisch die richtigen Schlagwörter, Aktenreiter und Befunde zuordnet. Ein Paar Räume weiter entwickelt eine Gruppe eine intelligente Gesundheitsbox für zu Hause, in der wichtige gesundheitsrelevante Funktionen vereint werden. Sie sieht aus wie eine Teebox aus Holz, ist aber voll modernster Technik inklusive Tablet. Informationen zur Medikamenteneinnahme, Erfassung des Patientenzustands, Kommunikationsmöglichkeit mit dem Arzt – alles soll hinein in die Box.

In den Räumen der Teams zeugen leere Pizzakartons und aufgerissene Getränkedosen von nebenbei erfolgter Nahrungsaufnahme. Während unten in der Halle Aussteller ihre schon bestehenden technischen Lösungen präsentieren, revidieren erste Teams ihre Zielvorstellungen. Der Gruppe um Lena Piest ist längst klar, dass es zum Pitch keinen Avatar geben wird. Stattdessen haben sie einen Nao, einen humanoiden Roboter, programmiert, der die Patienten im Krankenhaus begrüßt und mit Informationen versorgt. Jetzt, kurz vor der Präsentation, arbeiten sie nur noch am Feinschliff.

In der Halle informiert sich derweil die regionale Prominenz. UKSH-Chef Professor Jens Scholz geht mit Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg und Kiels Oberbürgermeister durch die Ausstellung. Alle sind überzeugt, dass der Austausch zwischen digitaler Kompetenz und Gesundheitsversorgern intensiviert werden muss, weil daraus neue Lösungen entstehen. Die von Fachausdrücken und englischen Vokabeln durchsetzte Sprache der digitalen Experten führt aber auch dazu, dass manche interessierte Menschen die Halle irritiert wieder verlassen.

Weltmeister im Drohnenfliegen

Zur Preisverleihung ist die Halle nur leidlich gefüllt. Den ersten Platz räumen drei 16-jährige aus Österreich ab. Sie sind schon Weltmeister im autonomen Drohnenfliegen und nun auch Gewinner des Kieler Healthcare Hackathons. Sie haben eine autonom fliegende Drohne präsentiert, die ein Notfall-Equipment abwerfen kann und so den Betroffenen etwa ein Erste Hilfe-Kit, Wasser und Energieriegel bringt. Gleichzeitig übermittelt sie Livebilder an die Rettungskräfte. Ihr Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro wollen die drei Jugendlichen in die Weiterentwicklung stecken.

Die intelligente Gesundheitsbox gewinnt den Publikumspreis. Auch das Team um Lena Piest geht nicht leer aus: Sie haben die Miete in einem Co-Working Space gewonnen, wo sie ihre Idee vorantreiben können.

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