Todesfälle

Aufregung um Krebszentrum am Klinikum Oldenburg

Das Klinikum Oldenburg steht mit seinem Pankreaskrebszentrum in der Kritik. Es geht um das DKG-Zertifikat und die Zahl von Patienten, die an den Folgen einer Operation an der Bauchspeicheldrüse gestorben sind.

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Der Haupteingang des Klinikums Oldenburg.

Der Haupteingang des Klinikums Oldenburg.

© Ingo Wagner / dpa

OLDENBURG. Nach einem Bericht des NDR sollen am zertifizierten Pankreaskarzinomzentrum des Klinikums Oldenburg zwischen April 2017 und Februar 2018 überdurchschnittlich viele Patienten nach komplizierten Tumor-Operationen an der Bauchspeicheldrüse gestorben sein – insgesamt sechs von 20.

Nun hat sich herausgestellt, dass die Klinik das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) für das Pankreas-Zentrum zeitweise gar nicht hätte führen dürfen, es aber offensichtlich dennoch tat.

Denn nachdem Spezialisten das Zentrum verlassen haben, gibt es derzeit laut DKG am Klinikum nicht mehr genügend Chirurgen mit der für eine Zertifizierung nötigen Qualifikation "Arzt für spezielle Viszeralchirurgie". Zwei Spezialisten wären nötig, nur einer ist dem Vernehmen nach vorhanden.

"Das Krankenhaus hätte die Veränderung zeitnah melden müssen", erklärt DKG-Sprecherin Dr. Katrin Mugele. Inzwischen sei das Zertifikat zurückgezogen worden.

Zudem habe das Haus auch das Zertifikat seines Darmzentrums zurückgegeben. Denn, so Mugele, "Darmzentrum und Pankreaskarzinomzentrum bildeten am Klinikum Oldenburg ein Viszeralonkologisches Zentrum, das heißt, sie haben bei der viszeralchirurgischen Betreuung auf die gleichen Personalressourcen zurückgegriffen".

Im letzten der jährlichen DKG-Audits für 2016 habe das Pankreas-Zentrum noch alle Anforderungen erfüllt, so die DKG. Erst durch die Nachfrage des NDR habe man sich "ausgiebig mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt".

Vorwürfe zurückgewiesen

Das Klinikum weist die Vorwürfe zurück. Man müsse im fraglichen Zeitraum im Oldenburger Pankreaszentrum nicht von den 20 besonders komplizierten, sondern von 33 Op nach DKG-Standard ausgehen.

Nach dieser Zählung befinde sich das Klinikum dann mit 15,2 Prozent nach Op gestorbener Patienten "im auffälligen, aber keinesfalls im außergewöhnlichen Bereich", so Klinikvorstand Dr. Dirk Tenzer. Hinsichtlich Darmkrebs-Operationen liege dieser Wert für das Klinikum – Stand 2016 – im Übrigen bei 2,13 Prozent.

Das Klinikum kenne die Vorwürfe bereits seit Monaten. Eine Untersuchung habe ergeben, dass die Vorwürfe des NDR nicht nachvollziehbar seien. Derzeit überprüfe eine unabhängige Arbeitsgruppe die Krankheitsverläufe der gestorbenen Patienten.

Auch ohne DKG-Zertifikat seien die Operateure in der Lage, Pankreaskrebs zu operieren, betont das Klinikum. Dennoch solle der Ablauf der Pankreas-Chirurgie im Haus geprüft und verbessert werden. (cben)

Dieser Beitrag wurde geändert am 05.06.2018 um 14:12 Uhr. Wir haben die frühere dpa-Version gegen unseren Korrespondentenbericht ausgetauscht.

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