Apotheke in Koblenz

Behörde untersagt Verkauf von „homöopathischem Impfstoff“

Eine Koblenzer Apotheke hat mit Kügelchen gegen Corona die Aufsichtsbehörde auf den Plan gerufen. Sie soll für ihr Angebot Reste aus Impfdosen eines Impfzentrums verwendet haben.

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Restimpfstoff als Dilution zur Ausleitung? Die homöopathischen Methoden in einer Apotheke in Rheinland-Pfalz sorgen bei Behörden mindestens für Stirnrunzeln.

Restimpfstoff als Dilution zur Ausleitung? Die homöopathischen Methoden in einer Apotheke in Rheinland-Pfalz sorgen bei Behörden mindestens für Stirnrunzeln.

© Schlierner / stock.adobe.com

Koblenz. Nachdem eine Koblenzer Apotheke den Anschein von angebotenem homöopathischen Corona-Impfstoff erweckt hat, ist dessen Verkauf von der zuständigen Behörde verboten worden. Das Produkt sei vorsorglich „gesperrt“ worden, teilte das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung als Apothekenaufsicht am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Man prüfe, „ob gegen arzneimittelrechtliche oder sonstige Vorschriften verstoßen wurde“. Auf der Internetseite der Koblenzer Apotheke war zu lesen gewesen: „Wir haben Pfizer/BioNTech COVID-19-Vaccine in potenzierter Form bis D30 als Globuli oder Dilution (zur Ausleitung) vorrätig.“ Am Freitag verschwand dieser Satz von der Homepage.

Die Leiterin der Apotheke, die dpa namentlich bekannt ist, sagte der Nachrichtenagentur, keineswegs habe sie homöopathische Corona-Impfstoffe verkauft. Wirksame Vakzine dieser Art gibt es nicht. Den Angaben zufolge wurde nur zusätzlich ein „Minitropfen“ des originalen Biontech-Impfstoffs „hochpotenziert“ beziehungsweise homöopathisch als Globuli (Kügelchen) aufbereitet.

„Das ist nicht wissenschaftlich belegt“

Bereits verabreichte Corona-Impfungen sollten der promovierten Apothekerin zufolge mit diesem ergänzenden Produkt „besser und richtiger wirken, möglichst ohne Nebenwirkungen zu entfalten“. Sie räumte ein: „Aber das ist nicht wissenschaftlich belegt.“

Dieses Produkt sei nur einzeln auf Kundenanfrage hergestellt und in den vergangenen Wochen weniger als ein Dutzend Male verkauft worden. Zehn Gramm dieser Globuli kosteten nach Angaben der Apotheke rund 15 Euro. Ärzte und Heilpraktiker hätten ihre auf Homöopathie spezialisierte Apotheke nach so einem Produkt gefragt.

Laut Landesamt erklärte die Apothekenleiterin, „dass sie geringe Restmengen nach dem Aufziehen der Impfdosen, die sonst in den Müll geworfen worden wären, aus dem Impfzentrum in Koblenz und aus einem Altenheim mit in die Apotheke genommen habe“.

Landesamtspräsident Detlef Placzek habe den Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) als Verantwortlichen des Impfzentrums gebeten, diese Angelegenheit zu prüfen und nach eigenem Ermessen „geeignete Mittel zu ergreifen“.

Behördenleiter: „Der Glaube ist stärker als der Verstand“

Ein Sprecher der Apotheke sagte, alle Käufer der Globuli würden zur Sicherheit verständigt, dass diese nur ein Zusatzangebot seien und keinesfalls einen Impfstoff ersetzten. Niemand solle irrtümlich glauben, er sei geimpft – und sei es gar nicht. Laut Landesamt gibt es keine Hinweise, „dass es sich bei dem für die Herstellung von Homöopathika eingesetzten Material um noch verabreichungsfähigen COVID-19-Impfstoff handelt“.

Die Apothekenleiterin sagte der dpa: „Wir haben nichts Böses getan, wir wollten nur Menschen helfen.“ In den sozialen Medien habe es schließlich einen Shitstorm gegen ihre Apotheke gegeben. Der Präsident des Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung, Placzek, hat nach eigenen Angaben so einen Fall noch nie in Rheinland-Pfalz erlebt. Der dpa sagte er: „Da ist der Glaube stärker als der Verstand.“ (dpa)

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