Offener Brief an Abgeordnete
Berliner Haushaltskrise: Charité verliert Studienplätze – Millionen vom Bund bleiben ungenutzt
Die Sparbemühungen der Berliner Landesregierung gehen wohl soweit, dass Geld aus dem Transformationsfonds verschenkt wird. An der Charité werden Wissenschaftler gehen müssen und weniger Studienplätze für Ärzte und Gesundheitsberufe zur Verfügung stehen.
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An einem Dummy üben Studenten den Ernstfall in der Notaufnahme. Bleibt die Berliner Landesregierung beim Sparkurs, werden ab 2026 etliche Medizinstudienplätze wegfallen an der Universitätsmedizin.
© Britta Pedersen / dpa / picture
Berlin. Die Berliner Landesregierung hat den Rotstift gezückt und plant für 2026 und 2027 erhebliche Einsparungen im Haushalt. Das wird zur Folge haben, dass die Charité nicht nur Studienplätze für Human- und Zahnmedizin sowie für Gesundheitswissenschaften streichen muss. Kritiker bemängeln, das das Land auch Fördergelder aus dem Transformationsfonds leichtsinnig links liegen lässt.
In einem offene Brief wandten sich am Montag Berliner Krankenhausgesellschaft, Krankenkassen, Marburger Bund und Ärztekammer an die Mitglieder des Abgeordnetenhauses. Darin riefen sie dazu auf, in künftigen Haushalt entsprechende Mittel einzustellen, um die volle Förderung aus dem Klinik-Transformationsfonds sicherzustellen.
Berlin plant nur mit Minibeträgen
Für die Modernisierung der Krankenhausstrukturen müsste Berlin jährlich 75 Millionen Euro als Eigenanteil bereitstellen, um aus dem Fonds die volle für das Land vorgesehene Förderung vom Bund zu erhalten. „Der Haushaltsentwurf sieht jedoch nur fünf Millionen Euro für 2026 und zehn Millionen Euro für 2027 vor“, heißt es in dem Schreiben an die Abgeordneten.
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Damit würde das Land zu Lasten der Krankenhäuser und damit der Patienten auf einen Großteil der möglichen Bundesmittel verzichten. „Für jeden nicht investierten Euro verliert Berlin voraussichtlich 2,33 Euro vom Bund.“ Ohne vollständige Beteiligung am Transformationsfonds verspiele Berlin die Chance, seine Krankenhausversorgung zukunftsfähig und krisenfest aufzustellen.
60 Medizinstudienplätze fallen wohl weg
Erhebliche Mittelkürzungen werden, wenn die Haushaltsplanungen so bleiben wie bisher, auch die Charité treffen. In den nächsten drei Jahren müssten voraussichtlich 12 Prozent des Wissenschaftler, das sind 200 Köpfe, gehen. Das sagte am Montag Dekan Professor Joachim Spranger im Gespräch mit Journalisten.
Reduktionen wird es auch bei den Studienplätzen geben. In der Humanmedizin werden ab 2026 wohl 60 Plätze wegfallen, in der Zahnmedizin sogar 20 und in Bereich der Gesundheitswissenschaften 14.
Das, so Spranger, sei grundlegend falsch. Denn eine Kürzung bei Ausbildungsplätzen gefährde auf lange Sicht auch die Gesundheitsversorgung. Durch die Einsparungen werde auch die Weiterbildung schwieriger werden. (juk)