Billig-Silikon in weiteren Implantaten entdeckt

Keine Ruhe im Implantate-Skandal: Immer neue Erkenntnisse treten zutage - nun warnt die zuständige deutsche Behörde vor Silikonkissen eines weiteren Herstellers. Unterdessen wurde der am Mittwoch festgenommene PIP-Gründer wieder freigelassen.

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Silikon-Implantat nach der Entnahme: Das BfArM erweitert seine Warnung.

Silikon-Implantat nach der Entnahme: Das BfArM erweitert seine Warnung.

© Bruno Bebert / epa / dpa

BONN/PARIS (nös). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt im Skandal um minderwertige Brust-Implantate vor Silikonkissen eines weiteren Herstellers.

Betroffen sind nach Angaben der Behörde die Implantate TriBREEZE von der Firma pfm medical. Deren Vorgängerin GfE Medizintechnik soll von September 2003 bis August 2004 Silikonkissen in Umlauf gebracht haben, die Silikon von Poly Implant Prothèse (PIP) enthalten haben.

Dem Gründer von PIP, Jean-Claude Mas, wird vorgeworfen, minderwertiges Industriesilikon statt des medizinischen Silikons verwendet zu haben.

Schätzungen zufolge könnten bis zu 75 Prozent aller PIP-Implantate davon betroffen sein. Weltweit tragen bis zu 500.000 Frauen Implantate des Herstellers, mehrere zehntausend sollen minderwertige Silikonkissen erhalten haben.

Das BfArM empfiehlt nun auch Frauen, die TriBREEZE-Implantate aus dem Herstellungszeitraum September 2003 bis August 2004 erhalten haben, ihren Arzt aufzusuchen.

PIP-Gründer auf freiem Fuß

Nach Angaben von pfm medical hat das Unternehmen insgesamt 728 der Implantate bisher in Umlauf gebracht. Bislang seien lediglich zwei Rupturen gemeldet worden, so das Unternehmen in einem Schreiben. Das Unternehmen erklärt das geringere Rissrisiko mit einer speziellen Titanbeschichtung der Implantate.

Auch das Risiko des Ausschwitzens des Silikongels, das den Behörden derzeit Sorgen bereitet, könnte bei diesen Implantaten geringer sein.

Dennoch, schreibt das Unternehmen an die Ärzte, solle den Empfehlungen des BfArM "im medizinisch gebotenen Rahmen Rechnung getragen" werden.

Derweil ist der PIP-Gründer Mas wieder auf freiem Fuß. Er war erst am Mittwoch in Südfrankreich festgenommen worden. Berichten französischer Medien zufolge soll er am Donnerstagabend gegen eine Kaution von 100.000 Euro freigelassen worden sein. Gegen ihn werde wegen "fahrlässiger Verletzung" ermittelt.

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