Apothekeneinkauf

Boni spielen nicht mal zweite Geige

Werden die durch Rx-Boni drohenden Marktanteilsverschiebungen überschätzt? Eine aktuelle Verbraucherumfrage legt das nahe.

Veröffentlicht:

WIESBADEN. Nach dem Rx-Boni-Urteil des Europäischen Gerichtshofes will der Gesetzgeber den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland wieder abschaffen. Doch hält die Begründung dieses Verbotsvorhabens – Versandapotheken gewönnen mittels Rx-Boni Marktanteile zulasten kleiner Apotheken in versorgungskritischen Lagen – einer empirischen Überprüfung stand?

Fragt man die Verbraucher, scheint es jedenfalls nicht wirklich viel Grund zur Sorge zu geben: Für die meisten wären Rx-Rabatte kein Grund, bei Versandapotheken einzukaufen. Das geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Meinungsforschers Kantar EMNID im Auftrag des Pharmaunternehmens Abbvie Deutschland hervor. Erhebungszeitraum war Ende November 2016.

78 Prozent kaufen nie bei Versandapotheke

Demnach würden 25 Prozent derjenigen, die bisher nicht bei Versandapotheken bestellen, dort ordern, sobald es Rx-Rabatte gäbe. 69 Prozent würden dort auch weiterhin nicht einkaufen, heißt es. Dabei gaben 78 Prozent der 1000 Befragten an, grundsätzlich "nie" in Versandapotheken einzukaufen, während umgekehrt nur zwei Prozent "ausschließlich" in Versandapotheken ordern.

Laut Umfrage kaufen 93 Prozent derjenigen, die sich als Versandkunden outeten, vor allem OTC-Präparate, nur 17 Prozent beziehen dort auch verschreibungspflichtige Medikamente.

Bei Apotheken präferieren die Befragten Wohnortnähe (84 Prozent Zustimmung), Beratung (84 Prozent), Sicherheit vor Fälschungen (79 Prozent) sowie die Notfallversorgung (79 Prozent) oder Hinweise auf Wechselwirkungen bei Polymedikation (72 Prozent).

Günstigerer Preis ist ausschlaggebend

Zuzahlungs-Befreiung rangiert mit 56 Prozent Zustimmung erst an sechster Stelle der Wunschliste gegenüber Apotheken, gefolgt von "Rabatten" (42 Prozent). Freilich: Für diejenigen, die im Versand kaufen, sind "günstigere Preise" ausschlaggebendes Kriterium der Online-Order (73 Prozent).

Prinzipiell halten lediglich 34 Prozent der Befragten Rezept-Boni durch Versandapotheken für vorteilhaft. Dagegen überwiegen für 55 Prozent die Nachteile, weil es dadurch – so die vorformulierte Auslegungshilfe – "langfristig weniger Apotheken vor Ort geben könnte".

Bei einer ähnlichen Verbraucherumfrage der Unternehmensberatung Sempora hatten nur 21 Prozent bekundet, "immer" einen Rezeptbonus bei Versandapotheken einlösen zu wollen. 30 Prozent würden Rx-Boni, wenn es sie denn gäbe, "meistens" in Anspruch nehmen wollen. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Arzneimittel-Verschreibungsverordnung

Neue Zielgruppen für die Naloxon-Verordnung

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Große Fall-Kontroll-Studie

Demenz: Offenbar erhöhte Mortalität mit Benzodiazepintherapie

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Makro-Nahaufnahme eines Auges mit okulärer Rosazea.

© Audrius Merfeldas / stock.adobe.com

Schwere Komplikationen möglich

Augen-Rosazea: Erst sind’s die Lider, später auch die Hornhaut