Genussmittelmarkt

Cannabis-Legalisierung könnte einigen Geldsegen bescheren

Der Ökonom Professor Justus Haucap schlägt vor, den Markt für Cannabis im Falle einer Legalisierung über eine Steuer zu regulieren – dann profitiere auch der Staat.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Auch der Staat können von zusätzlichen Einnahmen durch die Cannabis-Legalisierung profitieren.

Auch der Staat können von zusätzlichen Einnahmen durch die Cannabis-Legalisierung profitieren.

© Elroi / stock.adobe.com

Düsseldorf. Die Legalisierung von Cannabis könnte zum großen Geschäft werden, und zwar sowohl für den Staat als auch für die Hersteller von Cannabis in Deutschland.

Professor Justus Haucap, Direktor des Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf hat errechnet, dass der Staat unter anderem durch zusätzliche Steuereinnahmen und Einsparungen bei der Strafverfolgung jährlich 4,7 Milliarden Euro zusätzlich hätte.

Auch für die Hersteller von (Medizinal-)Cannabis dürften womöglich rosige Zeiten anbrechen. Denn wäre der Konsum erlaubt, würde der Stoff tonnenweise benötigt.

Professor Justus Haucap ist Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) und Partner der DICE Consult.

Professor Justus Haucap ist Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbs-ökonomie und Partner der DICE Consult.

© DICE

Der Ökonom schlägt vor, den Markt für Cannabis im Falle einer Legalisierung über eine Steuer zu regulieren. Allein dadurch würde der Staat jährlich 1,8 Milliarden Euro einnehmen, hat Haucap errechnet. Mehreinnahmen bei der Körperschaftssteuer und Umsatzsteuer würden zusammen 735 Millionen Euro ausmachen.

27.000 (legale) Arbeitsplätze würden Sozialbeiträge und Lohnsteuer in Höhe von 526 beziehungsweise 280 Millionen Euro im Jahr in die Kassen des Staates spülen. Selbst die Polizeiarbeit profitiere. Weil die Cannabis-Konsumenten nicht mehr verfolgt würden, beliefen sich die jährlichen Einsparungen bei der Polizei auf 1,05Milliarden Euro und bei der Justiz auf 313 Millionen Euro.

Haucap stützt sich auf Zahlen des Epidemiological Survey of Substance Abuse (ESA) des Instituts für Therapieforschung (IFT), München, sowie auf Vergleichsdaten aus Colorado/ USA und Frankreich. Unter Berücksichtigung dieser Daten beziffert Haucap den Bedarf in Deutschland auf 246 Tonnen im Jahr (konservativ geschätzt) und rund 393 Tonnen im Jahr (nicht konservativ geschätzt).

Geld für Aufklärung statt für Polizeiarbeit

„Das Verbot von Cannabis ist schädlich und teuer, Milliarden werden für sinnlose Polizeieinsätze aus dem Fenster geworfen“, kommentiert der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes (DHV), Georg Wurth die Zahlen. Der DHV ist Auftraggeber der Haucap-Studie. „Das Geld wäre bei Aufklärung, Prävention und Hilfe viel effektiver eingesetzt. Es ist Zeit für Legalisierung!“

Das dürften auch die Hersteller so sehen. Noch dürfen sie nur Medizinalcannabis herstellen. Vergleichsweise bescheiden ist ihre aktuelle Produktionsmenge. Die drei Hersteller in Deutschland dürfen zusammen 2600 Kilogramm Cannabisblüten im Jahr produzieren. So will es die Bundesregierung.

Auf den einzigen deutschen Hersteller, Demecan aus der Nähe von Dresden, entfallen davon 1000 Kilo jährlich, erklärt der Arzt und Demecan-Geschäftsführer, Adrian Fischer, der Ärzte Zeitung.

Dabei ist Demecan noch nicht am Ende der Skala angekommen, so Fischer. „Wir haben 20 Millionen Euro investiert.“ Im Falle einer Legalisierung könne die Firma die Produktionsmenge auf 4500 oder sogar 10.000Kilo im Jahr herauf fahren. Auf zusätzlichen 150.000 Quadratmetern Acker könnten sie Cannabis anbauen.

Der Bedarf für Medizinalcannabis ist da, der Umsatz enorm. Nach den jüngsten Zahlen des GKV Spitzenverbandes betrug der Umsatz mit Blüten, cannabinoidhaltigen Stoffen und Arzneimitteln von März 2020 bis März 2021 rund 170 Millionen Euro.

Joints made in Germany

Mit der Legalisierung würden zudem gute Geschäfte mit Cannabis als Genussmittel locken. Denn der Stoff für den Genuss darf – anders als Medizinalcannabis – nicht international gehandelt werden. Unter anderem das Schengen-Abkommen verbietet es. Zusätzliche Importe wären also ausgeschlossen. Der Bedarf von knapp 400 Tonnen müsste also durch inländische Hersteller gedeckt werden – Joints made in Germany.

„Wir würden allerdings nur dann für den Genussmarktproduzieren, wenn die Qualität des Cannabis die Bedingungen an ein Arzneimittel erfüllt“, beteuert Fischer.

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