Drittmittel-Affäre

Charité-Dekanin tritt zurück

Die Unstimmigkeiten um Drittmittel an der Berliner Charité haben personelle Konsequenzen: Die Dekanin Professor Annette Grüters-Kieslich nimmt ihren Hut.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Dekanin der Berliner Uniklinik Charité Professor Annette Grüters-Kieslich nimmt ihren Hut. Zum Jahresende stellt die bundesweit erste Frau an der Spitze einer medizinischen Fakultät ihr Amt zur Verfügung. Sie zieht damit die Konsequenzen aus der Drittmittel-Affäre an Europas größter Uniklinik.

Grüters-Kieslich begründete ihre Entscheidung damit, dass sie weiteren Schaden von der Charité abwenden wolle. Der Aufsichtsrat dankte ihr für ihre Leistungen für die Charité insgesamt, für die Fakultät und den Vorstand.

Die Berliner Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erklärte als Aufsichtsrats-Vorsitzende: "Ziel des Aufsichtsrates ist es, dass die Charité wieder in ruhiges Fahrwasser kommt. Mit einer starken Fakultät und einer gut aufgestellten Krankenversorgung."

Sie forderte weiterhin umfassende Aufklärung über die Drittmittelbuchungen an der Charité. Der Aufsichtsrat habe deutlich gemacht, dass er es nicht akzeptieren könne, wenn es derartige Mängel in der unternehmerischen Transparenz gebe, so Scheeres.

Künftig entscheidet Gesamtvorstand der Uniklinik über Verwendung von Drittmitteln

Der Aufsichtsrat hat zudem beschlossen, den bereits freigestellten kaufmännischen Leiter der Fakultät mit sofortiger Wirkung vorzeitig abzuberufen. Regulär wäre seine Amtszeit Anfang 2015 ausgelaufen.

Als weitere Konsequenz wurde beschlossen, dass die Entscheidung über die Verwendung von Drittmitteln künftig nicht mehr bei der Fakultätsleitung allein, sondern beim Gesamtvorstand der Uniklinik liegt. Die Fakultät erhält ein Vetorecht.

Die angesparten strittigen Drittmittel von 34,7 Millionen Euro aus der Gewinnrücklage sollen in voller Höhe der Forschungsfinanzierung zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig hat der Aufsichtsrat den Jahresabschluss der Uniklinik beschlossen. Ohne Sondereffekte aus der Auflösung der Drittmittel-Verbindlichkeiten schloss die Charité das Jahr 2013 mit einer schwarzen Null von 1,6 Millionen Euro ab. Damit legt das Uniklinikum zum dritten Mal in Folge ein positives Jahresergebnis vor.

"Das zeigt, dass unsere Maßnahmen greifen und wir nachhaltig wirtschaften", sagte Charité-Chef Professor Karl Max Einhäupl.Senatorin Scheeres verwies auf die schwierige Lage der Unikliniken insgesamt und forderte einen Systemzuschlag.

Das Ergebnis der Charité dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle deutschen Universitätskliniken unter extremem finanziellen Druck stehen. "Sie benötigen deshalb dringend einen Systemzuschlag", so Scheeres. (ami)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Projekt von Charité und BMW

Neue Studie: Wie ein Auto einen Schlaganfall erkennen soll

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Lesetipps
Dass es in der Medizin zwischen Männern und Frauen relevante Unterschiede gibt, ist schon länger bekannt. Dennoch werden immer noch insbesondere Frauen häufig schlecht versorgt, weil beispielsweise beim Herzinfarkt frauentypische Symptome nicht richtig gedeutet werden.

© zagandesign / stock.adobe.com

Stärkere Verankerung im Studium

Gendermedizin: Vorbehalte in der Ärzteschaft gibt es immer noch

Ein Kind kratzt sich an der atopischen Haut in der Ellenbogenkuhle.

© Marina Terechowa / stock.adobe.com

Drei-Stufen-Schema

Atopische Dermatitis bei Kindern: Wie eine effektive Therapie aussieht

HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick