Inklusion
Chronisch Kranke fürchten Nachteile im Job
Inklusion bleibt auch zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention eine große Herausforderung in der Arbeitswelt.
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Trotz Behindertenrechtskonvention bleibt Inklusion am Arbeitsplatz für Chroniker eine Baustelle.
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Hamburg. Jeder zweite Berufstätige in Deutschland fürchtet, im Falle einer intimen chronischen Erkrankung wie einer Inkontinenz in seiner beruflichen Weiterentwicklung stark oder sehr stark eingeschränkt zu werden.
34 Prozent gehen davon aus, dass die Beziehung zu den Vorgesetzten sehr stark oder stark beeinträchtigt würde. 42 Prozent befürchten sogar, dass eine dauerhafte Erkrankung sie darin einschränken könnte, überhaupt einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können.
Das zeigt die Studie „Inklusion in Beruf und Alltag“ im Auftrag des Medizinprodukteherstellers Coloplast. Für die bevölkerungsrepräsentative Studie, deren Ergebnisse der „Ärzte Zeitung“ vorliegen, befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1 .000 Bundesbürger ab 18 Jahren.
Persönliche Offenheit steigt
Andererseits steigt die Offenheit und Akzeptanz von Inklusion im Arbeitsumfeld. 77 Prozent der Berufstätigen würden mit Kollegen über sehr persönliche Krankheiten sprechen, wenn sie selbst betroffen wären. 2015 lag die Bereitschaft zu einer solchen Offenheit nur bei 74 Prozent.
Der Anteil der Berufstätigen, die mit keinem Kollegen über sehr persönliche Krankheiten wie Inkontinenz oder psychische oder geistige Behinderungen sprechen würden, sank im gleichen Zeitraum von 26 auf 23 Prozent.
Wer Kollegen habe, die unter Inkontinenz oder anderen chronischen Erkrankungen leiden, schätze den Handlungsbedarf für Inklusionsmaßnahmen am Arbeitsplatz als besonders dringend ein.
Die Betroffenen selbst fühlen sich laut Studie ein wenig besser integriert, als ihre Kollegen vermuten, dennoch wünschen sich 84 Prozent auch zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention mehr Inklusion.
Verhalten des Chefs wichtig
Obwohl eine chronische Beeinträchtigung das Verhältnis zu Kollegen belasten könne, würden nur wenige Arbeitnehmer ein Geheimnis aus ihrer Erkrankung machen. Nicht ganz so groß ist das Vertrauen in Vorgesetzte. Immerhin zwei von drei Befragten würden sich ihnen anvertrauen.
Während Betroffene das Verhältnis zu den Kollegen eher positiv beurteilen, herrscht gegenüber Führungskräften stärkere Hemmung. 41 Prozent der chronisch Kranken haben diesbezüglich eine eingeschränkte Beziehung zu ihren Chefs. (syc)