Projekt-Finanzierung

Crowdfunding jetzt auch im Gesundheitswesen

Projekt-Finanzierung über das Internet funktioniert nicht nur bei Filmen oder Software zu Unterhaltungszwecken. Aescuvest will gezielt eine Plattform für Healthcare-Projekte bieten. Bereits diesen Monat soll das erste Start-up Investoren locken.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:
Start-ups sind oft reich an Ideen und knapp bei Kasse, daher suchen sie über Plattformen im Internet nach Geldgebern.

Start-ups sind oft reich an Ideen und knapp bei Kasse, daher suchen sie über Plattformen im Internet nach Geldgebern.

© abdrahimmahfar / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Crowdfunding ist derzeit in aller Munde, Webseiten wie "Kickstarter" haben diese Form der Projekt-Finanzierung bekannt gemacht. Jetzt gibt es Crowdfunding auch speziell für den Bereich Gesundheit.

Das Frankfurter Unternehmen aescuvest bietet eine unabhängige Plattform für Ideen- und Kapitalgeber aus dem Gesundheitsmarkt.

Start-ups oder auch mittelständische Unternehmen präsentieren ihre Idee bei aescuvest und können über Crowdinvesting ihr Projekt realisieren. Die Anleger schauen sich die Präsentation an und entscheiden dann, ob und wie viel sie investieren wollen.

Der Mindestbetrag bei aescuvest beträgt 250 Euro.

"Ziel von aescuvest ist es, medizinisch relevante Produkte und Dienstleistungen zu fördern", sagt Dr. Patrick Pfeffer, Geschäftsführer von aescuvest.

Dabei sollen sich die Investitionen für die Anleger lohnen, aber auch für die Start-ups und am Ende natürlich auch für jeden der von dem Produkt profitiert, so Pfeffer.

Lohnt Investition für Anleger?

Damit sich eine Investition für Anleger auch lohnt, werden die eingereichten Geschäftsideen von einem Wissenschaftlichen Beirat im Hinblick auf ethische, medizinische und rechtliche Vertretbarkeit hin überprüft.

"Der wissenschaftliche Beirat besteht derzeit aus vier Personen und setzt sich aus den Bereichen Medizinrecht, Medizintechnik, Pharmazeutische Industrie und dem Klinik-Sektor zusammen", sagt Pfeffer.

Das erste Projekt sei schon in der Pipeline. "Aber auch sonst bekommen wir zahlreiche Anfragen", berichtet der Geschäftsführer, der von Haus aus Bioinformatiker ist. Ob eine Projektidee auf die Plattform kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

"Die Gründer müssen 100-prozentig hinter ihrer Idee stehen und dafür arbeiten", sagt Pfeffer. Außerdem brauchen sie einen Business-Plan mit konservativer Wirtschaftlichkeit.

"Hier schauen wir, sind die Zahlen realistisch, ist das ganze Konzept tragfähig. Und im Gesundheitssektor spielt die Sicherheit natürlich eine große Rolle, also ob die Projekte evidenzbasiert sind."

Passt alles, dann kommt die Idee auf die Plattform und die Finanzierungsrunde kann starten. Eine Finanzierung läuft in der Regel etwa sechs Wochen, aber natürlich kann auch flexibel reagiert werden, wenn ein Projekt "durch die Decke geht", berichtet Pfeffer.

Dabei unterstützte aescuvest die Start-ups nachhaltig, etwa in der Kommunikation mit den Investoren, so Pfeffer. "Die Investoren sind für einen definierten Zeitraum - der von Projekt zu Projekt unterschiedlich ist - an Umsatz oder Gewinn beteiligt."

Die Hauptbereiche, auf die sich aescuvest derzeit konzentriert, sind der medizinische Dienstleistungssektor sowie digitale Gesundheit, aber auch weitere Gesundheitsfelder schließt das Unternehmen nicht aus.

"Wir brauchen natürlich immer im Beirat die wissenschaftliche Expertise", betont Pfeffer, "wenn beispielsweise Projekte aus der Kardiologie oder Onkologie eingereicht werden."

Gestartet wird zunächst im deutschsprachigen Raum. Allerdings könnten internationale Unternehmen sich auf der Seite informieren und auch ausländische Innovationen könnten etwa beim Markteintritt in Deutschland unterstützt werden.

Anamneseguide soll Arzt zuarbeiten

Das erste Projekt, das diesen Monat an den Start geht, heißt "Anamneseguide": Es handelt sich dabei um einen Anamnesebogen, der online beginnt und dann beim Arzt im Sprechzimmer fortgesetzt wird.

Anamneseguide ist eine Software für die sprechende Medizin. Sie soll die Kommunikation zwischen Arzt und Patient erleichtern, da sie räumlich und zeitlich unabhängig von der Praxis funktioniert.

Die Software soll dem Arzt zuarbeiten. Auf Basis einer "Orientierungs-Anamnese" soll der Arzt detailliert nachhaken können, wo sich Widersprüche bei den Angaben der Patienten auftun.

Ziel der Software sei es Arzt und Patient Zeit zu sparen und den Arzt bei der Lösung von komplexen Krankheitsfällen zu helfen, heißt es bei aescuvest.

Große Chancen, hohes Risiko

Das Risiko für die Anleger ist allerdings grundsätzlich recht hoch, da es sich meist um Start-up Finanzierung handelt. "Wir sind dazu angehalten, an verschiedenen Stellen darauf aufmerksam zu machen, dass ein Totalausfall des Investments passieren kann und man nur investieren sollte, wenn man auf den Betrag nicht angewiesen ist", sagt Pfeffer.

"Bei Mittelstandsfinanzierungen sieht das bereits ganz anders aus." Wegen des hohen Risikos ist allerdings auch die zu erwartende Rendite in der Regel sehr hoch. "Wenn ein Start-up `fliegt´, können die Renditen sogar im dreistelligen Bereich liegen."

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