Das niedrige Zinsniveau ist für die PKV eine Herausforderung

Rund 140 Milliarden Euro hat die PKV auf der hohen Kante. Das anhaltend niedrige Zinsniveau steigert den Kapitalstock langsamer. Das könnte, je nach Versicherer unterschiedlich, zu steigenden Prämien führen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Das niedrige Zinsniveau schlägt sich auch in den Bilanzen der Versicherer nieder.

Das niedrige Zinsniveau schlägt sich auch in den Bilanzen der Versicherer nieder.

© imagebroker / imago

KÖLN. Die privaten Krankenversicherer (PKV) wollen den Rechnungszins der Branche nicht reduzieren. Im PKV-Verband gebe es keine entsprechenden Überlegungen, sagte Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach (wie bereits kurz berichtet).

"Wir haben auch keinerlei Hinweise, dass die dafür zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht etwa beabsichtigen würde, den Rechnungszins in der Kalkulationsverordnung abzusenken."

Innerhalb der PKV-Branche hatten sich einzelne Unternehmen für eine vorübergehende Absenkung des Höchstrechnungszinses von 3,5 Prozent auf 3,0 Prozent stark gemacht. Eine Absenkung des Rechnungszinses würde ab 2012 eine Beitragserhöhung in der PKV notwendig machen. Branchenexperten hatten den Effekt auf bis zu acht Prozent beziffert.

Das niedrige allgemeine Zinsniveau schlägt sich in den Bilanzen der Versicherer nieder. Die Branche kam 2009 zwar noch auf eine Nettoverzinsung von 4,2 Prozent auf ihre Kapitalanlagen. "Auch das zeigt, dass Spekulationen über eine bevorstehende Senkung des in der Kalkulationsverordnung festgelegten Rechnungszinses verfehlt sind", sagt Leienbach. Eine Reihe von Anbietern ist aber deutlich unter den 4,2 Prozent geblieben.

Unabhängig von einer branchenweiten Änderung des Höchstrechnungszinses müssen die einzelnen Unternehmen entscheiden, wie sie auf die Entwicklung auf den Kapitalmärkten reagieren. Sie können unternehmensindividuell mit einem niedrigeren Zins arbeiten.

Das würde für die Kunden eine Erhöhung der Prämien bedeuten - und für die Unternehmen einen Nachteil im Wettbewerb. Eine Übersicht, wie viele Versicherer erwägen, den "aktuariellen Unternehmens-Zins" zu senken, hat der PKV-Verband nicht.

Die fallenden Zinsen haben noch einen weiteren Effekt. Von der Differenz zwischen Rechnungszins und tatsächlich erzielter Rendite müssen die Unternehmen 90 Prozent in die Reserven stecken, die für die Abfederung des Beitragsanstiegs im Alter verwendet werden. Je niedriger die Rendite ausfällt, desto geringer fällt der Zufluss aus.

Langfristig kommt die Tatsache, dass die Versicherer weniger Erträge mit ihren Kapitalanlagen erzielen, auf jeden Fall bei den Kunden an - entweder über allgemeine Prämienerhöhungen oder über einen stärkeren Beitragseffekt für ältere Kunden.

"Das niedrige Zinsumfeld bei den Kapitalanlagen stellt für die Branche eine Herausforderung dar", sagt Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Kölner Rating-Agentur Assekurata.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Finanzmärkte

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an