Netzwerk nur für Frauen

Die Geschichte der webgrrls

Vor 15 Jahren gründet eine Marketingfachfrau eine Internetplattform nur für Frauen: webgrrls.de. Seitdem hat sich in der Welt des Internets viel getan - und auch die Grrls halten Schritt mit der digitalen Entwicklung.

Von Gabriele Wagner Veröffentlicht:
Eine Plattform nur für Frauen bietet seit 15 Jahren webgrrls.de.

Eine Plattform nur für Frauen bietet seit 15 Jahren webgrrls.de.

© CHROMORANGE /imago

AUGSBURG. Die Plattform webgrrls.de - grrls bitte mit einem Knurren aussprechen - ist ein Netzwerk für Frauen, die in oder mit neuen Medien arbeiten.

Männer müssen draußen bleiben. Dieser feministische Ansatz spiegelt sich im Namen wider: Vorbild für die Schreibweise war die US-amerikanische feministische Punkbewegung Riot grrrl.

Aber ist eine reine Frauenplattform noch zeitgemäß? Durchaus, sagt Sandra Becker, Geschäftsführender Vorstand von webgrrls.de e.V., zur "Ärzte Zeitung". Denn: "Frauen tun sich untereinander oft leichter, um ihr volles Potenzial zu entfalten und nicht von außen gestoppt zu werden."

Als webgrrls.de gegründet wurde, war Zuckerberg gerade mal 13 Jahre alt

Als die Plattform webgrrls.de 1997 von der Marketingfachfrau Karin Maria Schertler gegründet wurde, sah die digitale Welt noch ganz anders aus als heute.

Modems surrten und knackten, 24-Stunden-Onlinezugänge waren unüblich; Foren und Blogs entwickelten sich erst. Und Clouds, Twitter und Co. gab es noch nicht; Facebook-Gründer Mark Zuckerberg war gerade mal 13 Jahre alt.

Doch der Aufbruch ins digitale Zeitalter war längst vollzogen. Auch Frauen wollten teilhaben. Und sie wollten bei Bedarf substanzielle Hilfe bei technischen Problemen, ohne herablassende Kommentare von Männern befürchten zu müssen.

Das war einer der Hauptgründe, warum Schertler die webgrrls.de ins Leben rief. Zuvor war sie Mitte der 1990er Jahre in den USA auf die Agentur Cybergrrl aufmerksam geworden, die sich rasch zu einer internationalen Community für Frauen in neuen Medien entwickelte.

Rund 600 Frauen haben Mitgliedschaft

In Deutschland entwickelten engagierte Frauen webgrrls.de mit dem Ziel, Wissen zu transferieren, sich auszutauschen, virtuelle und reale Netzwerke zu pflegen und auch, um Aufträge zu generieren. Bis zu 6000 Frauen waren zeitweilig Mitglieder.

Das änderte sich 2001, als webgrrls.de ein gemeinnütziger Verein wurde und seither Mitgliedsbeiträge erhoben werden, derzeit jährlich 60 Euro. Viele, die sich einfach mal aus Neugier angemeldet hatten, blieben weg.

Doch wer sich aktiv für die kostenpflichtige Mitgliedschaft entschied, wollte und will aktiv mitgestalten. Zur Zeit sind das rund 600 Frauen.

Klar, dass andere Berufsnetzwerke wie Xing in einer anderen Liga spielen. Aber mit solchen Netzwerken wollen sich die Webgrrls auch gar nicht vergleichen. "Maxime bei uns ist: Erst geben, dann nehmen", sagt Becker.

Also lebendiges Netzwerken, gegenseitiges Unterstützen und Fördern. Angesprochen sind alle Frauen, die mit den neuen Medien arbeiten und umgehen wollen oder müssen.

"Wir wünschen uns mehr Nachwuchs"

Die Webgrrls engagieren sich auch politisch, zum Beispiel beim Equal Pay Day für gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit, oder seit 2006 als Mitglied im Deutschen Frauenrat.

Girls sind die meisten Frauen aber nicht mehr. "Die Hauptaktiven kommen in die Jahre. Wir wünschen uns mehr Nachwuchs," sagt Becker.

Die jüngeren Frauen halten feministische Errungenschaften oft für selbstverständlich. Sie sehen daher keine Notwendigkeit für Frauennetzwerke.

Auch, weil sie in die digitale Welt hingeboren wurden oder zumindest darin aufgewachsen sind und sich nicht vorstellen können, wie mühsam mitunter der Schritt in diese Welt für die Müttergeneration war.

Doch einige der jungen Frauen ändern ihre Ansicht, und zwar spätestens dann, wenn sie Kinder bekommen und es dann beruflich nicht mehr so rund läuft.

eLearning ein großes Thema

Sicher ist, dass die Webgrrls kein Club von altmodischen Greisinnen sind - vertreten sind derzeit die Geburtsjahrgänge von 1947 bis 1988.

Sicher ist auch, dass sie über ihren Tellerrand schauen: Viele von ihnen sind auch in anderen, gemischten Netzwerken aktiv, um dann ihre Erfahrungen und ihr Wissen zu teilen.

Und die Grrls halten Schritt mit der digitalen Entwicklung, wie ihr Twitteraccount und ihre Facebook-Seite beweisen. Auch engagieren sie sich zum Beispiel beim Thema eLearning.

Als Nächstes wird die webgrrls-App für Android vorgestellt, und zwar auf der 7. "re:publica", der Konferenz rund ums Web 2.0, die vom 6. bis 8. Mai in Berlin läuft.

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