E-Health

Digitale Gesundheit mutiert zum Zankapfel

Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft macht sich im politischen Raum breit. Und scheint sogar für den Wahlkampf zu taugen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft hat es schon bis zum Zankapfel geschafft. "Aus dem Gesundheitsministerium kommt zum Thema Start-ups zu wenig", sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) bei einer Veranstaltung ihres Hauses für Jungunternehmer mit innovativen Ideen für eine digitale Unterstützung der Arbeit von Ärzten und Therapeuten. Das Wesentlichste sei, so glaube sie, dass das Thema nicht vollständig im Wirtschaftsministerium liege. Eigentlich sei der Bundesgesundheitsminister derjenige, der dieses Thema triggern müsse. Auch die Länder bekamen ihr Fett weg. Bei ihnen ist die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser angesiedelt. Investitionen in IT und digitale Infrastruktur der Krankenhäuser ständen dabei an hinterer Stelle, ließ Zypries vergangene Woche in einem Eckpunktepapier zur Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft veröffentlichen. Deshalb sollten Investitionen in die digitale Infrastruktur der Universitätskliniken mit 500 Millionen Euro gefördert werden. Aber hatte sie damit auch angekündigt, dass das Geld aus ihrem Etat bereitgestellt werden könne?

Das von Zypries wegen vermeintlicher Schlafmützigkeit angegangene, von CDU-Mann Hermann Gröhe geführte Gesundheitsministerium nahm die Vorlage erst einmal dankbar auf. "Wir freuen uns, dass das Bundeswirtschaftsministerium Unikliniken 500 Millionen Euro für die Digitalisierung zur Verfügung stellt", hieß es auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" dazu.

Nachgefragt äußerte sich das Wirtschaftsministerium zurückhaltender. Dort war nur noch davon die Rede, dass "eine bessere digitale Ausstattung der Unikliniken zielführend wäre". Das Wirtschaftsministerium habe daher einen Vorschlag innerhalb der Bundesregierung eingebracht, der "durchaus Gegenstand kommender Legislaturperioden sein kann". Nichts Neues also bei der Klinikfinanzierung.

Fernwirkung könnten allerdings andere Vorstöße der Wirtschaftsministerin entfalten, Hemmschwellen vor dem Zugang von Innovationen, auch digitaler, zur von den Kassen erstatteten Regelversorgung zu erleichtern. Dafür sind auch die Vertragsärzte zuständig, die im Gemeinsamen Bundesausschuss gemeinsam mit den Zahnärzten, den Kassen, den Krankenhäusern und drei Unparteiischen über den Leistungskatalog entscheiden.

Längst ist eine Auseinandersetzung von Gutachtern darüber entbrannt, ob der GBA in seiner aktuellen Zusammensetzung nicht bereits Entscheidungen zu Lasten weiterer Player auf den Gesundheitsmärkten treffe, die keinem der klassischen Sektoren angehören.

Ob die Gutachter mit der Geschwindigkeit mithalten, in der sich die Digitalisierung entwickelt, ist fraglich. In einer Studie von PwC Strategy im Auftrag des Bundesverbands Gesundheits-IT und der CompuGroup Medical heißt es, dass sich die Frage nach der Integration digitaler Lösungen in den Versorgungsalltag von einer Grundsatzfrage nach dem "ob?" zu einer Frage des Zeitpunkts "wann?" entwickeln werde. Die Studie nennt für Politiker durchaus ansprechende Zahlen. Gut zwölf Prozent der Krankheitskosten (39 Milliarden Euro) in Deutschland ließen sich demnach in einer idealen E-Health-Welt einsparen. Beim Digital-Gipfel (vormals IT-Gipfel) des Wirtschaftsministeriums am 12. und 13. Juni in der Metropolregion Rhein-Neckar steht die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft auf der Agenda. Dort diskutieren dann auch Kanzlerin Angela Merkel, das Justizministerium und Länderminister mit.

39 Mrd. Euro lassen sich durch den Einsatz von E-Health nach Berechnungen von PwC Strategy bei gesetzlicher und privater Krankenversicherung in Deutschland jährlich einsparen.

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