Künstliche Intelligenz in der Versorgung

„Digitalisierung ist Hilfsmittel und kein Ersatz für Ärzte“

Digital Health kann die Versorgung sinnvoll ergänzen, so der Präsident der Landesärztekammer Hessen. Eine „digitale Revolution“ sei aber in weiter Ferne.

Von Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Künstliche Intelligenz könnte künftig die ärztliche Diagnostik maßgeblich unterstützen.

Künstliche Intelligenz könnte künftig die ärztliche Diagnostik maßgeblich unterstützen.

© Natali_Mis / Getty Images / iStock

Frankfurt/Main. Im Gesundheitswesen sollen digitale Entwicklungen dabei helfen , die Krankenversorgung zu verbessern, das medizinische Fachpersonal zu entlasten und Ärzte bei der Diagnostik zu unterstützen. „Man darf von der Digitalisierung allerdings keine Wunder erwarten, denn sie ist Hilfsmittel und kein Ersatz für fehlende Ärztinnen und Ärzte“, relativiert der Präsident der Landesärztekammer Hessen (LÄKH), Egdar Pinkowski, am Rande eines Pressegesprächs zu Künstlicher Intelligenz in der Medizin und mahnt zur Besonnenheit.

Empathie nicht ersetzbar

Künstliche Intelligenz (KI) – letztlich nicht mehr als reine Datenanalyse – ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung. International wird an KI-Anwendungen geforscht, die etwa die medizinische Diagnostik verbessern oder auch neue Ansätze zur personalisierten Medizin entwickeln sollen. Viele Ärzte zeigen sich dem Einsatz Künstlicher Intelligenz gegenüber jedoch skeptisch, befürchten Kompetenzeinbußen.

LÄKH-Präsident Pinkowski machte in Frankfurt jedoch deutlich, das KI nie menschliche Empathie ersetzen könne, wohl aber Vorteile für Ärzte und Patienten biete. „Wenn die Digitalisierung dazu führt, dass Ärzte mehr Zeit für die Patienten haben, ist KI ein nützliches Instrument.“ Nützlich kann KI beispielsweise bei der Diagnostik mittels bildgebender Verfahren sein, oder bei der Vernetzung zwischen Ärzten, Einrichtungen und Patienten.

Entwicklungsland Deutschland?

Die von Politikern und der Industrie geschürte Vorstellung einer „digitalen Revolution“ sei noch in weiter Ferne, warnte Pinkowski in Frankfurt: „Tatsächlich stecken wir noch in der digitalen Steinzeit fest“. Insbesondere sei das Problem des Datenschutzes nicht befriedigend gelöst. Außerdem fehle es an einer flächendeckenden Netzabdeckung.

Wenn die Digitalisierung dazu führt, dass Ärzte mehr Zeit für die Patienten haben, ist KI ein nützliches Instrument.

Dr. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer

Im internationalen Vergleich sei Deutschland in puncto Digitalisierung ein Entwicklungsland. Noch immer gebe es in Hessen keinen flächendeckenden Zugang zu mobilem W-Lan und keine lückenlose Mobilfunkverbindung. Professor Thomas Friedl vom Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen und der Technischen Hochschule Mittelhessen kritisiert, dass so eine stabile und sichere Datenübertragung aus dem Einsatzwagen an ein Krankenhaus kaum möglich sei.

Ralf Münzig, Leiter der EDV-Abteilung der LÄKH und für die Umsetzung der digitalen Entwicklung verantwortlich, ergänzt, dass viele Provider nachts zur Stromersparnis die Verbindung herunterfahren würden. Dennoch fördert das Land Hessen „sinnvolle E-Health-Projekte“, beispielsweise die von der Hochschule Mittelhessen entwickelte App „Wart‘s App“, die Wartezeiten in Praxen verkürzen soll oder Telemedizin im Rettungsdienst.

Dass das digitale Zeitalter hierzulande nur schleppend anläuft, zeigt auch eine aktuelle Pega-Studie zur Kundenkommunikation. Demnach wird das Fax deutlich häufiger als Kommunikationskanal genutzt, als Chatbots oder Social Media. Gleichzeitig zeigt, dass die Nutzung von KI als Unterstützung gesehen wird.

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