Internet-Studie

Dr. Google als Ersatz-Arzt für Patienten?

Mehr als jeder dritte Deutsche hat schon Therapievorschläge aus dem Netz ohne ärztliche Konsultation befolgt.

Veröffentlicht:
Statt zum Arzt erst einmal ins Internet: Eine Studie ergab, dass "Dr. Google" von den Bundesbürgern häufig befragt wird.

Statt zum Arzt erst einmal ins Internet: Eine Studie ergab, dass "Dr. Google" von den Bundesbürgern häufig befragt wird.

© somenski / stock.adobe.com

HAMBURG. Das Internet nimmt bei gesundheitlichen Problemen für einen Teil der Bevölkerung bereits die Rolle eines Ersatz-Arztes ein. Das legt zumindest eine nach Unternehmensangaben bevölkerungsrepräsentative Befragung – ab 18 Jahre – im Auftrag des Gesundheitsspartensenders health tv nahe. Vor allem akut Kranke schauen im Internet nach. Fast 70 Prozent der Bundesbürger mit mäßigem bis schlechtem Gesundheitszustand haben in den vergangenen sechs Monaten „Dr. Google“ befragt.

In einigen Fällen kann der Besuch bei „Dr. Google“ sogar Konsequenzen für die Therapie haben, wie die Studie belegt. So haben 40 Prozent der Befragten nach ihren Internet-Recherchen angefangen, sich selbst zu therapieren, 18 Prozent haben ohne Rücksprache mit dem Arzt Medikamente eingenommen oder abgesetzt. Bei 16 Prozent der Befragten, die in Eigeninitiative auf Rat aus dem Internet Medikamente eingenommen haben, hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert.

Wer neigt eher zur Selbstherapie?

Frauen tendieren laut Befragung stärker als Männer zur Selbsttherapie. 45 Prozent der weiblichen, aber nur 35 Prozent der männlichen Befragten geben an, schon einmal Therapievorschläge aus dem Netz befolgt zu haben. 15 Prozent der Befragten sagen, dass sie aufgrund von Informationen über Krankheiten und Gesundheitsthemen weniger zum Arzt gehen. Zwölf Prozent haben nach der Konsultation von „Dr. Google“ sogar schon einmal einen Arzttermin abgesagt. Auch das teilweise mit Folgen: Bei jedem Fünften, der nach der Netz-Recherche auf seinen Arzttermin verzichtete, hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert.

„Gesundheitsportale können helfen, das Informationsbedürfnis von Patienten zu stillen. Aber sie können niemals einen Arztbesuch ersetzen. Über die Diagnose und die richtige Therapie sollte immer ein Mediziner befinden“, kommentiert health tv-Geschäftsführer Axel Link die Ergebnisse. (maw)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Grenzen von Dr. Google

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus