Unternehmen

Dräger bleibt trotz Gewinnsprungs auf dem Teppich

Der Medizintechnikhersteller Drägerwerk im Corona-Boom: 2020 hat sich der Gewinn vervielfacht. Hoher Schulden wegen ist dennoch kein Raum für mehr Dividende.

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Lübeck. Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk erwartet auch in den kommenden Jahren gute Geschäfte. „Wir haben nicht nur für 2021 eine Vision, sondern darüber hinaus“, sagte Stefan Dräger am Donnerstag der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. An die starke Entwicklung aus dem Corona-Jahr 2020 dürfte Drägerwerk aber nicht heranreichen.

Für den Lübecker Konzern hätten sich mit der Pandemie viele Chancen ergeben, die man ergriffen habe, sagte der Unternehmenslenker. So verfüge die Firma nicht nur über die weltweit größte Produktionskapazität für Geräte zur intensivmedizinischen Beatmung, sondern habe auch mehrere Fabriken für FFP-Masken gebaut.

Momentan laufe die Produktion von Beatmungsgeräten weiterhin unter Volllast, dabei arbeite Drägerwerk noch den Auftragsüberhang aus 2020 ab. „Wir denken, dass wir im Laufe des Frühjahres wieder zur Normalität zurückkehren werden“, so Dräger. Die Lübecker hatten aufgrund der hohen Nachfrage nach Beatmungsgeräten die Produktionskapazitäten am Stammsitz bis Jahresende vervierfacht und mehrere Hundert zusätzliche Arbeitskräfte befristet eingestellt.

Ende der Sonderkonjunktur

Wegen der hohen Nachfrage nach FFP-Masken hatte der Konzern auch seine Produktionsstandorte in Schweden und Südafrika ausgebaut und zudem neue Fabriken errichtet. Dräger: „Die Fabriken in USA, in Frankreich und England, wo wir auch große Regierungsaufträge erhalten haben, sind mit Aufträgen noch bis Ende dieses Jahres gut ausgelastet.“

Nach dem Umsatz- und Gewinnsprung im vergangenen Jahr rechnet der Konzern allerdings nicht mehr mit einer Fortsetzung der pandemiebedingten Sonderkonjunktur. Für 2021 geht der Vorstand von einem währungsbereinigten Umsatzrückgang zwischen sieben und elf Prozent aus. Die EBIT-Marge dürfte bei unveränderten Wechselkursen zwischen fünf und acht Prozent liegen.

Zusätzliche Absatzchancen sieht Dräger derzeit für seine CO2-Sensoren, mit der alle Schulklassen einer – noch nicht näher genannten – deutschen Stadt ausgestattet werden sollen. Zudem arbeitet Drägerwerk an einem Corona-Schnelltest, dessen Zulassung kurz bevorstehe. Die einfache Handhabung des Antigen-Schnelltests basiere auf der des Drogenchecks, den Drägerwerk gemeinsam mit der Polizei entwickelt habe.

Da Drägerwerk vor der Corona-Krise mehrere Jahre unter schleppenden Geschäften besonders in der Sicherheitstechnik litt, hatte das Unternehmen etliche Sparprogramme aufgelegt, um wieder fit zu werden. Unter anderem verzichten die Beschäftigten bis 2022 auf Lohnerhöhungen. Im Gegenzug soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Genussscheine werden zurückgekauft

Die starke Nachfrage nach Beatmungsgeräten und Masken im Zuge der Corona-Pandemie hatte Drägerwerk 2020 ein Umsatzplus um mehr als ein Fünftel auf 3,4 Milliarden Euro beschert. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von rund 250 Millionen Euro. (Vorjahr: 33,4 Millionen). Die Ausschüttung soll allerdings wie im Vorjahr bei 13 Cent je Stammaktie und 19 Cent je Vorzugsaktie liegen. Dräger begründet die zurückhaltende Dividendenpolitik mit der stark gestiegenen Nettoverschuldung und der gesunkenen Eigenkapitalquote.

Vergangenes Jahr hatte das Unternehmen Genussscheine gekündigt. In der Folge war die Eigenkapitalquote bis Ende September von 41,9 Prozent auf 31,0 Prozent gesunken. Laut Dräger soll die Dividende nun so lange auf dem Vorjahresniveau belassen werden, bis die Eigenkapitalquote wieder bei rund 40 Prozent liegt.

Erst jüngst kündigte das Unternehmen an, seine restlichen Genussscheine vorzeitig zurückkaufen zu wollen. Drägerwerk will so unter anderem seine Kapitalstruktur verbessern. Zudem erhalten Genussschein-Inhaber das Zehnfache der Dividende einer Vorzugsaktie. Spätestens Anfang 2023 gibt es bei Drägerwerk dann nur noch die Aktiengattungen Vorzüge und Stämme. (dpa)

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