Vernetzte Versorgung

E-Health: Länder wollen Gestaltungsfesseln loswerden

Bei der Gestaltung der vernetzten Versorgung muss die Gesundheitspolitik das Zepter in der Hand halten, mahnt TK-Chef Dr. Jens Baas mit Blick auf Trends aus den USA.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner will E-Health in Deutschland den Länderstempel aufdrücken. Wallenfels

Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner will E-Health in Deutschland den Länderstempel aufdrücken. Wallenfels

© Wallenfels

FRANKFURT/MAIN. Um die Digitalisierung des Gesundheitswesens effektiv vorantreiben zu können, fordert Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) mehr Mitwirkungsrechte für die Länder in der Selbstverwaltung.

"Wir tragen als Länder die Verantwortung für die Gestaltung der Gesundheitsversorgung vor Ort, haben aber weniger Mitwirkungsmöglichkeiten im Gemeinsamen Bundesausschuss als die Patientenvertreter", monierte Grüttner am Mittwoch in Frankfurt beim E-Health-Kongress. Initiatoren sind die Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main, die IHK Hessen innovativ, das Hessische Gesundheitsministerium sowie die Techniker Krankenkasse (TK). Entsprechende Gespräche mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) liefen bereits, versicherte Grüttner.

In puncto elektronischer Gesundheitskarte (eGK) plädierte er gemeinsam mit TK-Chef Dr. Jens Baas dafür, dem jahrelangen Bummeln der Betreibergesellschaft gematik ein Ende zu setzen und "per Dekret" einzugreifen. "Der Gesetzgeber soll festlegen, wem die Daten gehören – dem Patienten –, wer die Daten wo und wie vorhält und wer dafür bezahlt. Und er muss Schnittstellen definieren", ergänzte Grüttner.

Versorgungsqualität wird durch E-Health nicht zwangsläufig besser

Generell warnten die Gesundheitsexperten in Frankfurt davor, E-Health mit der Steigerung der Versorgungsqualität gleichzusetzen – das seien falsche Erwartungen, die teils auch von gesundheitspolitischen Vertretern gehegt würden. Das zeige der Blick in die nordischen Länder und in die baltischen Staaten.

"Ich bleibe dabei, wie ich es bereits 2011 zur Eröffnung des 114. Deutschen Ärztetages in Kiel gesagt habe: Ideal ist es, in Dänemark Arzt und in Deutschland Patient zu sein", brachte es Dr. Franz-Joseph Bartmann, Präsident der Landesärztekammer Schleswig-Holstein, auf den Punkt.

Spahn attestierte er, sich mit Blick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens in voller Fahrt zu befinden. Gleichzeitig warnte er vor der alleinigen Fokussierung auf Spahns Ministerium. "Wir dürfen den Bundesgesundheitsminister nicht überfordern, und wir dürfen nicht immer warten, was in Berlin passiert. Gesundheit ist Ländersache", spielte Bartmann, der auch Telematikbeauftragter der Bundesärztekammer ist, den Ball an Grüttner und seine Kollegen in den Ländern zurück.

USA bietet bei E-Health keine Blaupause

TK-Chef Baas appellierte an alle Beteiligten in der Versorgung, die Digitalisierung aktiv mitzugestalten – von der Selbstverwaltung über die Gesundheitspolitik bis hin zu den Unternehmen und Leistungserbringern. Denn er sehe Entwicklungen wie in den USA kritisch, wenn sich IT-Giganten mit dem Kauf von Kliniken – zum Beispiel für die Versorgung ihrer Mitarbeiter – am Gesundheitsmarkt als feste Größe etablieren und über Patientendaten verfügen.

Dies sei keine geeignete Blaupause für E-Health in Deutschland. "Der Arzt wird zum Handlanger des Systems, wenn – beispielsweise – Google in den Gesundheitsmarkt in Deutschland eindringt. Dann ist auch die Gesundheitspolitik bei der Gestaltung der Digitalisierung außen vor", so Baas.

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