Höherer Orientierungswert

Eine Mogelpackung?

Zum 1. Oktober wird der Orientierungswert auf 10 Cent angehoben. Mehr Geld gib's für die Vertragsärzte aber nicht - dafür zunächst einen erhöhten Aufwand.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Weil die Punktzahlen nach unten geschraubt werden, kommt bei den Ärzten nicht mehr Geld an.

Weil die Punktzahlen nach unten geschraubt werden, kommt bei den Ärzten nicht mehr Geld an.

© L. Hamels / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Ein Plus von fast 185 Prozent - das klingt mehr als gut. Und genau um diesen Prozentsatz wird der Orientierungswert im EBM zum 1. Oktober angehoben.

Das hat der Erweiterte Bewertungsausschuss in seiner 304. Sitzung beschlossen. Nachdem der Orientierungswert nun länger um 3,5 Cent stagnierte, steigt er nun also auf exakt zehn Cent.

Mehr noch: Es soll ab Herbst endlich Schluss mit den unterschiedlichen Werten von kalkulatorischem und bundeseinheitlichem Punktwert (letzterer ist der Orientierungswert) sein.

Denn bislang wurde im EBM mit einem kalkulatorischen Punktwert von 5,1129 Cent gerechnet, während der bundeseinheitliche Orientierungswert laut Beschluss des Bewertungsausschusses im August 2012 exakt bei 3,5363 Cent lag.

An der MGV wird nicht gedreht

Doch was bringt die ganze Rechnerei den Ärzten? Mehr Honorar nicht, so viel steht fest. Zum einen, weil das Gesamthonorar, das die Kassen für 2013 für die ambulante Versorgung zur Verfügung stellen, längst beschlossene Sache ist.

Zum anderen hat der Bewertungsausschuss selbst in seinem Beschluss festgelegt, dass die Erhöhung des Orientierungswertes auf zehn Cent ausgabenneutral erfolgen soll.

Dabei soll nicht nur die zu zahlende morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) unverändert bleiben. Gleiches gilt auch für das Volumen der außerhalb der MGV zu bezahlenden Leistungen, heißt es in dem Beschluss.

Damit dies gelingt, wird an den Punktzahlen der einzelnen Gebührenordnungspositionen (GOP) im EBM gedreht - und zwar proportional zur Erhöhung des Punktwertes nach unten. Aber wozu dann die Angleichung?

Dem Bewertungsausschuss ging es darum, den Ärzten eine bessere Rechnungsgrundlage für ihre tatsächlich erzielten Euro-Werte an die Hand zu geben. Die krummen Eurobeträge im EBM sind damit weg.

"Mit unserer `Währungsreform´- also der ausgabenneutralen Anhebung des Orientierungswertes - kommt endlich die Mauschelwährung weg. Bis jetzt müssen die Ärzte bei Leistungen ja erst einmal die Punktzahl mit dem Wert 3,5363 multiplizieren, um zu wissen, wie viel eine Leistung in Euro wert ist. Bei 10 Cent ist das viel leichter zu rechnen", sagt KBV-Vorstand Regina Feldmann zur "Ärzte Zeitung".

Innerhalb der Fachgruppen mal auf-, mal abgerundet

Die neuen glatten Beträge mögen sich wirklich leichter rechnen lassen. Doch bei einzelnen Leistungen gibt es Rundungseffekte.

Insgesamt sollen die Kassen zwar nicht mehr Geld locker machen und für den einzelnen Arzt mögen die Änderungen im Promillebereich keine großen Auswirkungen haben.

Die Abweichungen im Promillebereich könnten - insgesamt - laut dem Urologen und Abrechnungsexperten Dr. Heinrich Weichmann sich aber dennoch zu größeren Mehreinnahmen oder Einsparungen in den Fachgebieten summieren.

Wie einige Rechenbeispiele aus dem hausärztlichen Bereich zeigen, wird zumindest innerhalb der Fachgruppe mal auf-, mal abgerundet.

Ob das den nötigen Ausgleich bringt, bleibt offen: Für die dringenden Besuch nach GOP 01411 gab es bislang 46,86 Euro (1325 Punkte x 3,5363 Cent), ab Oktober sind es 46,90 Euro (469 Punkte x 10 Cent).

Ebenfalls aufgerundet wird bei der Versichertenpauschale bis 5 Jahre: aus 42,08 Euro (1190 Punkte) werden 42,10 Euro (421 Punkte). Anders beim dringenden Besuch im Heim, hier werden aus 54,64 Euro (1545 Punkte) künftig 54,60 Euro (546 Punkte).

Software muss angepasst werden

Letztlich sei die Währungsreform ein "reines Sand in die Augen streuen", sagt Weichmann. "Es kommt nicht mehr Geld ins System."

Dafür sei die Umstellung aber mit einem Riesenaufwand verbunden, weiß Weichmann aus Erfahrung.

Er war seinerzeit im Bewertungsausschuss mit dabei, als die Umstellung von D-Mark auf Euro erfolgte. "Das war ein Riesentheater mit den Rundungen", berichtet er.

Denn die Ärzte müssen ja ihr ganzes Abrechnungssystem umstellen - bzw. die Arzt-Softwarehäuser müssen erst einmal die neuen Werte in ihre Systeme einpflegen.

Bis zu den Oktober-Updates sollte dafür allerdings genug Zeit sein. (Mitarbeit von ger)

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