Umfrage
Fachkräftemangel trifft auch Freiberufler
Die positive konjunkturelle Entwicklung der Freien Berufe macht sich in einem ansteigenden Fachkräftebedarf und in Besetzungsproblemen bemerkbar.
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Positiver Trend: Die Stimmung unter den Freiberuflern hat sich aufgehellt.
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Berlin. Das Geschäftsklima in den Freien Berufen ist besser als in der gewerblichen Wirtschaft und hebt sich vom allgemeinen Trend in der deutschen Wirtschaft positiv ab. Die Lageanalyse der freien Berufe fällt über alle Berufsgruppen hinweg insgesamt gut aus.
Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter rund 800 Freiberuflern, die im letzten Quartal 2019 vom Institut für Freie Berufe (IFB) gemacht wurde.
Demnach schätzen 45,4 Prozent der befragten Freiberufler ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, 43,6 Prozent als befriedigend und elf Prozent als schlecht. Verglichen mit den Vorjahreswerten hellt sich die Stimmung etwas auf: Im Winter 2018 beurteilten 47,7 Prozent der Befragten ihre Lage als gut, 39,4 Prozent als befriedigend und 12,9 Prozent als schlecht.
Negativ wirkt sich allerdings der Fachkräftemangel aus. „Ortsunabhängig hat jeder fünfte Freiberufler offene Stellen, und für die Hälfte ist die Suche durchweg schwierig. Vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind Freiberufler in Kleinstädten“, so Professor Wolfgang Ewer vom Bundesverband Freier Berufe (BFB), der die Umfrage beauftragt hat.
Bei Fachkräften ist es der Umfrage zufolge besonders schwer, geeignete Bewerber zu finden. Mehr als die Hälfte der Befragten klagen darüber, dass sie zu wenige Bewerbungen für ihre Angebote erhalten.
Besetzungsprobleme regional unterschiedlich
In ländlichen Gemeinden und Kleinstädten liegen die wichtigsten Gründe für Besetzungsprobleme in der mangelnden Attraktivität des Standorts, in fehlender Kinderbetreuung und nicht vorhandenen berufliche Perspektiven für Ehepartner.
In Metropolregionen sind dagegen neben Absagen von Bewerbern vor allem zu hohe Wohnkosten ein Grund für Schwierigkeiten, Positionen zu besetzen.
Wenn bei Freiberuflern Mitarbeiter ausscheiden, ist Familienplanung die häufigste Ursache. Bei der Betrachtung nach Ortsgrößen fällt auf, dass in Landgemeinden die Mitarbeiter aufgrund von Weiterqualifikation kündigen, in Kleinstädten ist ein Branchenwechsel vergleichsweise häufig ein Kündigungsgrund.
In Mittelstädten wie auch Metropolregionen werden dagegen reduzierte Pendelzeiten als Grund genannt, und in Großstädten Abwerbung durch die Konkurrenz.
Weiterbildungsangebote und persönlicher Kontakt wichtig
Um neue Mitarbeiter zu finden, führen in allen Regionen persönliche Kontakte am ehesten zum Erfolg. Insbesondere das Angebot von Weiterbildung ist für die Mitarbeiter ein guter Grund zu bleiben.
Für Medizinische Fachangestellte beispielsweise kann eine Weiterbildung zur VERAH oder Nichtärztlichen Praxisassistin (NäPA) gute Perspektiven in der Praxis bieten – und für die Praxis zusätzliches Honorar.
Die Perspektiven der Freien Berufe bleiben günstig: Insgesamt rechnet von den Freiberuflern laut Umfrage „jeder Zehnte damit, binnen zwei Jahren noch mehr Mitarbeiter zu haben als jetzt“, so Ewer. 80 Prozent wollen den Personalbestand halten.