COVID-19-Infektionstracking

Gemischte Zwischenbilanz zur Corona-Warn-App

Die Bundesregierung hat 100 Tage nach Einführung der Corona-Warn-App am Mittwoch eine Zwischenbilanz gezogen – mit gedämpfter Euphorie.

Veröffentlicht:
Vorbildlich? Nicht jeder, der die Corona-Warn-App herunterlädt, nutzt sie dann auch, hieß es am Mittwoch anlässlich derer 100-Tage-Bilanz.

Vorbildlich? Nicht jeder, der die Corona-Warn-App herunterlädt, nutzt sie dann auch, hieß es am Mittwoch anlässlich derer 100-Tage-Bilanz.

© Hauke-Christian Dittrich / picture alliance

Berlin. Auf den ersten Blick scheint die Einführung der Corona-Warn-App vor genau 100 Tagen eine „große Erfolgsgeschichte“. So jedenfalls beschreibt Kanzleramtschef Helge Braun die von der Bundesregierung beauftragte Anwendung am Mittwoch auf einer Pressekonferenz der Bundesregierung. Die Zahlen, die er nennt, mögen ihm Recht geben: Mit rund 18 Millionen Downloads sei sie häufiger heruntergeladen worden als alle anderen Corona-Apps in Europa. Sie sei inzwischen auch 400.000 Mal in ausländischen Stores heruntergeladen worden, um sie in Deutschland nutzen zu können.

Downloads alleine zählen nicht

Doch die Euphorie ist gedämpft. Die Diskrepanz zwischen Downloads und aktiven Nutzern scheint hoch: Bisher würde die App nur bei rund 50 Prozent der Fälle dafür genutzt, um positive Testergebnisse zu übermitteln, bilanziert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Dies ist jedoch essenziell, damit Infektionsketten schneller und vor allem umfangreicher ermittelt werden können.

Insgesamt hätten in den vergangenen 100 Tagen fast 5000 Nutzer eigene Kontakte auf diese Weise gewarnt, erläuterte Spahn. Bei je zehn bis 20 Kontakten hätten so einige Zigtausend Menschen informiert werden können.

Labore kritisieren geringe Effizienz

Am Dienstag erst hatten die Laborärzte eine zu geringe Effizienz der Warn-App bemängelt. Das Zustimmungsverfahren zur Übermittlung von Testergebnissen sei zu umständlich, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski, der hierin einen Grund für die Diskrepanz zwischen App-Nutzern und übermittelten Ergebnissen sieht.

Nach Angaben von Telekom-Chef Timotheus Höttges seien mittlerweile rund 90 Prozent der Labore in Deutschland an die Warn-App angebunden. Bei 15 Laboren seien jedoch alle Bemühungen gescheitert, kritisiert Höttges das in seinen Augen unsolidarische Verhalten dieser Labore. Grund für die Ablehnung der vermeintliche Aufwand.

Kritik aus der Opposition

Kritik kommt auch aus der Opposition. Manuel Höferlin, digitalpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, kritisiert, die App könne ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Grund sei die „anhaltende Untätigkeit der Bundesregierung“, trotz andauernder Probleme, etwa mit Betriebssystemen älterer Smartphones oder einer Nutzungsbeschränkung für Personen bis 17 Jahren. „Die Bundesregierung muss diese offenen Baustellen schnell angehen, damit die Nutzerzahlen noch einmal merkbar steigen“, fordert er. (dpa/mu)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie rettet Ihre App Leben, Dr. Müller?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie