Mobile Health

"Gesundheits-Apps sind nicht das Ende des Arztberufs"

Ob mobile Patientendaten-Übertragung, OnlineTerminvermittlung oder Fitness-Programme - Apps können Ärzten bei der Arbeit helfen. Sie sollten diese Potenziale stärker nutzen und weniger um ihre Kompetenz bangen, forderten Experten beim Saarländischen Fachärztetag.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Auch wenn schon Millionen von Handy-Nutzern Gesundheits-Apps auf ihren Smartphones haben - das ist nicht das Ende des Arztberufs.

Ganz im Gegenteil: Die Mediziner sollten den Mega-Trend hin zu "Mobile Health" als Chance sehen, ihre Arbeit mit den Patienten noch zu verbessern.

Dieses Fazit zog der Frankfurter Professor für Medizin- und Gesundheitswirtschaftsrecht, Hans-Hermann Dirksen, vor Kurzem beim 10. Saarländischen Fachärztetag (12. März) in Saarbrücken.

Wenn Patienten ihre Gesundheitsdaten künftig per App in die Praxis übertragen, online Sprechstundentermine abmachen oder dank einer Fitness-App endlich mit dem Sport beginnen, dann sei das eine große Chance für die Ärzte, noch effektiver zum Wohl der Patienten zu arbeiten. "Die Angst, Gesundheits-Apps könnten den Arzt abschaffen, ist unnötig", sagte Dirksen.

"Nur der Doc, der die App ablehnt, wird früher oder später abgeschafft".

Jeder Zweite will Online-Kontakt

Ob sie wollen oder nicht: Ums Internet kommen die Ärzte nicht mehr herum. Nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse wünschte sich im vergangenen Jahr jeder zweite Patient einen Online-Kontakt zu seinem Haus- oder Facharzt - vor allem, um Termine abzumachen, aber auch um auf elektronischem Weg Rezepte oder Befunde zu erhalten.

"Derzeit existieren bereits mehr als 100.000 mobile Gesundheits-Anwendungen", berichtete Dirksen den saarländischen Fachärzten in Saarbrücken. "Der Trend zu ‚Mobile Health‘ im Gesundheitswesen ist unübersehbar".

Die Menschen hätten den Wunsch, mehr über ihren eigenen Körper zu erfahren und sich selbst zu vermessen. Was früher die Waage war, ist heute die Gesundheits-App - "nur in hoch potenzierter Form", betonte Dirksen.

Auch der Vorsitzende des Saarländischen Facharztforums, Dr. Dirk Jesinghaus, hob vor allem die Vorteile der Gesundheits-Apps hervor. Zwar gebe es auch "Schrott" auf dem Markt. Doch man könne zum Beispiel gute Fitness-Apps für ärztliche Ziele nutzen.

"Dann kann ich es zum Beispiel viel leichter erreichen, dass sich ein Patient endlich bewegt", meinte der Kardiologe.

"Ich gehe zusammen mit dem Patienten ins Internet", berichtete der Saarbrücker Psychiater Dr. Friedhelm Jungmann. Er besuche aber keine windigen Foren, sondern schaue nach anerkannten Quellen.

"Der Patient kann dann sehen, was ‚State of the Art‘ ist", so Jungmann, "und hat das Gefühl, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft behandelt zu werden".

Juristische Grenzen im Internet

Der Einsatz des Internets hat allerdings auch juristische Grenzen. "Wer sagt uns, was wir alles dürfen, ohne rechtliche Probleme zu bekommen?", wollte ein Hausarzt wissen, der sich gerade mit jüngeren Kollegen niedergelassen hat.

Antwort des Rechtsprofessors Dirksen: "Sie brauchen einen guten Juristen". Man müsse sich absichern. Aber das sei durchaus machbar.

Das größte Problem ist nach Ansicht von Jörn Simon, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse im Saarland, aber die Qualität der Apps. "Da Orientierung zu liefern, ist für uns als Krankenkasse wichtig", erklärte Simon.

Der Chef der KV Saarland, Dr. Gunter Hauptmann, hatte einen Vorschlag, wie die niedergelassenen Ärzte helfen können. Jede Praxis sollte prüfen, welche Apps sie empfehlen kann und sie dann auf ihre Homepage stellen. "Dann", so Hauptmann, "behalten wir bei dem Thema die Hoheit".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München

Weniger Bürokratie

Wie nützt Digitalisierung?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Muster 16. DiGA-Verordnungen sind als „Gebühr frei“ zu kennzeichnen (1). Im BVG-Feld (2) steht eine „6“, wenn nach Bundesversorgungs- oder -entschädigungsgesetz Anspruch auf die Verordnung besteht. Im Verordnungsfeld (3) darf maximal eine DiGA verordnet werden. Anzugeben sind „Digitale Gesundheitsanwendung“, die PZN und der Name der jeweiligen DiGA [7].  Pfizer Deutschland GmbH

© Pfizer Deutschland GmbH

Chronischer Schmerz: Digitalisierung hält Einzug

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an