Digitalisierung

Gesundheitswesen läuft hinterher

In der gewerblichen Wirtschaft kommt die Digitalisierung voran – im Gesundheitswesen weiterhin kaum. Dabei bestehen viele Vorteile.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Kein Tag ohne eine neue Wortmeldung zu den Chancen der Digitalisierung, doch den Medikationsplan gibt es einstweilen nur auf Papier, der E-Arztbrief ist über vereinzelte Pilotprojekte noch nicht hinaus, und eine flächendeckende E-Akte ist ebenso Zukunftsmusik wie das elektronische Rezept.

Wann das deutsche Gesundheitswesen im Online-Zeitalter ankommt, steht in den Sternen. Ganz anders sieht es in der gewerblichen Wirtschaft aus. Deren Digitalisierungsgrad erreicht nach Angaben des Marktforschers TNS Infratest aktuell "55 von 100 möglichen Indexpunkten".

Ganz weit vorn ist erwartungsgemäß die Informations- und Kommunikationstechnik-Branche mit 75 Punkten auf dem Bewertungsindex. Auch Wissensdienstleister (70 Punkte), die Finanz- und Versicherungswirtschaft (61) sowie der Handel (55) müssen sich in Sachen elektronischer Datenverarbeitung nicht verstecken.

 Unterdurchschittliches Gewicht auf die Waage bringen dagegen Maschinenbauindustrie (46 Punkte), chemische Industrie (45) sowie die Verkehr- und Logistikbranche.

Gesundheitsbranche nur wenig digitalisiert

Vergleichsweise gering digitalisiert sind dem im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellten TNS-Bericht ("Monitoring Report Wirtschaft Digital 2016") zufolge das Gesundheitswesen (36 Punkte) und das sonstige verarbeitende Gewerbe, das mit 35 Punkten Schlusslicht im Branchenvergleich ist.

Deprimierend: Mittelfristig wird sich nach Erwartungen der Analysten auch nicht besonders viel ändern. Bis 2021 wird dem Gesundheitswesen lediglich eine Verbesserung des Digitalisierungsgrades um magere drei auf 38 Punkte in Aussicht gestellt.

Für die Studie wurden im Juli dieses Jahres 924 Interviews mit repräsentativ ausgewählten Vertretern inländischer Unternehmen geführt.

Drei Faktoren zur Analyse herangezogen

Der Digitalisierungsgrad wird anhand dreier Fragekomplexe ermittelt: Dem Einfluss der Digitalisierung auf den Geschäftserfolg, der Ausrichtung unternehmensinterner Prozesse und Arbeitsabläufe auf die Digitalisierung sowie der Nutzungsintensität digitaler Geräte und Dienste für geschäftliche Zwecke.

Zusammenfassend heißt es, dass bereits 43 Prozent der gewerblichen Unternehmen "mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes digital" erwirtschaften.

Als größte Hemmnisse für den Ausbau digitaler Anwendungen nannten die Befragten die Unterversorgung mit Breitband (40 Prozent), den Investitionsbedarf (38 Prozent) oder den Zeitaufwand für die Implementierung (32 Prozent). Lediglich ein Viertel beklagte Erschwernisse durch den Datenschutz. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Negative Rückmeldungen

Hamburger Praxen ziehen durchwachsene ePA-Bilanz

Pro & Contra

Vorhofflimmern: Sollten alle über 65 Jahre eine Smartwatch tragen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Änderungen ab Juli

Neue Zuzahlungsbeträge für Heilmittel in der Arztpraxis

Lesetipps
Smartwatch mit einem Herz auf dem Bildschirm

© KN Studio / stock.adobe.com

Pro & Contra

Vorhofflimmern: Sollten alle über 65 Jahre eine Smartwatch tragen?

HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick