Praxismanagement

HNO-Verband meldet „desolate Personalsituation“ in Praxen

Gehalt und Arbeitsbedingungen sind die wichtigsten Stellschrauben der Mitarbeiterbindung. An beiden beliebig zu drehen, sind nur die wenigsten Praxisinhaberinnen und -inhaber in der Lage.

Veröffentlicht:
MFA werden nicht nur in HNO-Praxen immer öfter mit der sprichtwörtlichen Lupe gesucht.

MFA werden nicht nur in HNO-Praxen immer öfter mit der sprichtwörtlichen Lupe gesucht.

© somchairakin / stock.adobe.com

Neumünster. Der Berufsverband der HNO-Ärzte schlägt Alarm: Eine Mitgliederbefragung belege aktuell eine „desolate Personalsituation in der ambulanten HNO-Heilkunde“. Die Hälfte aller Fachpraxen suche derzeit Medizinische Fachangestellte; durchschnittlich seien dort eine bis drei Stellen unbesetzt.

Der Berufsverband beruft sich auf eine Online-Erhebung in der letzten Juniwoche, an der sich 790 Ärztinnen und Ärzten beteiligt hätten, wobei jeweils nur ein Arzt pro Praxis zugelassen war. Über die Hälfte der Teilnehmer (54 Prozent ) ist den Angaben zufolge in Einzelpraxen tätig, 43 Prozent in Gemeinschaftspraxen.

Danach haben fast zwei Drittel der HNO-Praxen in den zurückliegenden zwölf Monaten Mitarbeiter verloren – „an Praxen anderer Fachrichtungen, an Krankenhäuser sowie an den Öffentlichen Gesundheitsdienst oder Kassen“. Wobei nach Versicherung der Befragten überwiegend arbeitnehmerseitig gekündigt worden sei. In jeweils weniger als zehn Prozent der Fälle seien MFA gekündigt worden oder in Rente gegangen.

Bezahlung selten unter Tarif

36 Prozent der berichteten Kündigungen auf Wunsch des Arbeitnehmers wurden mit „zu geringem Gehalt“ begründet. „Zu viel Arbeit“ war der zweithäufigste Grund (35 Prozent Zustimmung). Aggressive oder unfreundliche Patienten gaben laut Umfrage in 28 Prozent der Fälle den Ausschlag für die Fachangestellte, der Praxis den Rücken zu kehren.

Zur Gehaltssituation heißt es, dass knapp 38 Prozent der befragten HNO-Ärztinnen und -Ärzte versicherten, ihre MFA nach Tarif zu bezahlen. Knapp 51 Prozent zahlten laut Selbstauskunft sogar übertariflich. „Selbst bei ordentlicher Bezahlung, können viele HNO-Ärzte den Konkurrenzkampf um Fachpersonal mit anderen Einrichtungen oder Berufszweigen nicht bestehen“, so das Fazit des Verbandes.

Infolge der akuten Personalnot nähmen Wartezeiten für Patienten zu und könnten „bereits heute weniger Untersuchungen angeboten werden“. Um den Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung „nachhaltig“ zu beheben, müsste nach Ansicht des HNO-Verbandes „der Personalkostenanteil in der ärztlichen Vergütung neu angesetzt werden.

„Verwaltung darf nicht mehr kosten als Versorgung“

HNO-Präsident Jan Löhler: „Grundlage für die Kalkulation sollte das Durchschnittsgehalt von Sozialversicherungsfachangestellten werden. Dies muss im Vorfeld zwischen den Tarifparteien vereinbart und anschließend von den Krankenkassen bei der jährlichen Honorarrunde eingefordert werden: Verwaltung darf nicht mehr kosten als Versorgung.“

Löhler verweist auf die Gehaltsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach verdienten MFA in Praxen durchschnittlich 2.778 Euro Brutto im Monat, in Kliniken 3.944 Euro. „Der mittlere Lohn von MFA, die bei gleicher Qualifikation als Sozialversicherungsfachangestellte bei einer Krankenkasse arbeiten, beträgt sogar 4.282 Euro – also 54 Prozent über dem Verdienst in der Arztpraxis.“ (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten pro Gruppe mit den genannten Symptomen zum Zeitpunkt der Visite 1 (Erstvorstellung) und Visite 2 (24–72h nach Erstvorstellung).

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [13]

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel