Health-Apps auf dem Weg in die Praxen

Mobile Programme für Handys entwickeln sich zu einem Riesengeschäft. Die Anwendungen haben nicht nur Unterhaltungswert. Sie können auch den ärztlichen Alltag erheblich erleichtern - und den der Patienten gleich mit.

Von Nina Giaramita Veröffentlicht:
Mit Smartphones lässt sich mehr als der nächste Arzt suchen. Manche App hilft auch bei der Diagnose.

Mit Smartphones lässt sich mehr als der nächste Arzt suchen. Manche App hilft auch bei der Diagnose.

© Phototom / fotolia.com

Mobile Applikationen - so genannte Apps - gehören zu den Hauptattraktionen von Smartphones wie dem iPhone oder Handys mit Android-Betriebssystem.

Die kleinen Software-Programme können Ärzte aus dem Internet auf das Handy herunterladen und direkt nach der Installation anwenden.

Viele von ihnen bieten erheblichen Nutzwert - egal, ob der Nutzer auf Restaurant-Suche ist, Bus- und Bahnfahrpläne aufrufen oder sich in einer ihm neuen Stadt orientieren will.

Von den Anwendungen soll auch der Gesundheitssektor enorm profitieren. Tatsächlich erwartet eine Mehrheit der Unternehmen im medizinischen Bereich laut einer internationalen Studie des Marktforschungsunternehmens reseach2guidance, dass mobile Gesundheitsanwendungen in den kommenden fünf Jahren die ärztliche Praxis zunehmend unterstützen werden.

Die Studie wurde jüngst vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) vorgestellt.

Auch die Wissenschaftler des Gelsenkirchener Instituts für Arbeit und Technik prognostizieren der Entwicklung gesundheitsbezogener Apps "große Potenziale".

Inzwischen stehen in Deutschland bereits 1400 "Health-Apps" zur Verfügung, international sind es über 7000.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat gerade eine App zur bundesweiten Arztsuche vorgestellt. Mit der seit Anfang Dezember kostenfrei verfügbaren Anwendung für iPhone und iPad können Interessierte sowohl in der eigenen Umgebung als auch an jedem beliebigen Ort in Deutschland nach einem Arzt oder Psychotherapeuten suchen.

Viele Anwendungen werden in Deutschland allerdings noch nicht intensiv genutzt. "In den skandinavischen Ländern und in den USA dagegen werden Gesundheits-Apps durchaus schon im medizinischen Alltag eingesetzt", berichtet Peter Ernste vom Institut für Arbeit und Technik.

Eine Reihe nützlicher Apps steht hierzulande dennoch in den Startlöchern - wie die "CGM App", mit der sich der Arzt bei seinen Haus- und Heimbesuchen Patientendaten aus dem Praxissystem auf dem iPhone anzeigen lassen kann.

Die App ist von dem zum CompuGroup-Konzern gehörenden Software-Haus TurboMed entwickelt worden und soll in den nächsten Monaten auf den Markt kommen.

Sie ist für alle Praxen nutzbar, die online sind und über ein Netz-Konto bei TurboMed verfügen. Mit Hilfe der kostenfreien Anwendung können Ärzte die Inhalte der jeweiligen Patientenkartei auf dem Handy abrufen.

"Dabei werden die Daten nicht auf dem iPhone gespeichert", sagt Jens-Uwe Bäker von TurboMed. "Sobald die Anwendung geschlossen wird, sind die Informationen nicht mehr abrufbar."

Bereits auf dem Markt ist die Applikation "iStethoscope". Die App wurde am Computer-Institut des University College in London entwickelt und sorgt unter Kardiologen für Begeisterung.

Nach Auskunft des Entwicklers Peter Bentley wurde die 79 Cent teure Anwendung bereits mehrere Millionen Mal herunter geladen. Die Applikation verwandelt das iPhone in ein medizinisches Diagnosewerkzeug: Sie zeichnet Herzgeräusche auf.

Dazu startet man einfach das Programm und platziert das im iPhone eingebaute Mikrophon auf der nackten Brust. Schon werden die Herztöne aufgezeichnet. Zu hören ist der Herzschlag über die Kopfhörer.

Trotz der Begeisterung für die schöne neue Gesundheitswelt gibt es auch skeptische Stimmen. Viele Gesundheits-Unternehmen beklagen in der BITKOM-Studie vor allem den Mangel an Standardisierung auf dem Smartphone-Markt. Und oftmals auch noch ungeklärt ist die Frage der Datensicherheit.

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