Hamburg

Herzinfarkt-Patienten meiden Kliniken

Aufgrund der vermeintlichen Infektgefahr verzögern Patienten mit Herzinfarkt den Gang zum Arzt. Der dramatische Rückgang der Fallzahlen lässt Kardiologen nun vor Folgeschäden warnen.

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Hamburg. Die Hamburger Asklepios Kliniken registrieren einen deutlichen Fallzahlrückgang bei Herzinfarkt-Patienten. Die Kardiologen der Kliniken befürchten dauerhaft schwere Herzschäden bei Patienten, die bei Beschwerden zögern, Spezialisten aufzusuchen.

Grund für den Rückgang ist die Sorge von Patienten, sich bei einem Klinikaufenthalt mit dem neuartigen Corona-Virus zu infizieren. Diese Angst habe bereits zu lebensgefährlichen Zwischenfällen geführt, wie das Beispiel eines Patienten zeigt, von dem der kardiologische Chefarzt der Asklepios Klinik St. Georg, Professor Stephan Willems, berichtet: „Wir hatten einen Patienten mit einem Infarkt, der mit Verschluss der rechten Herzkranzarterie kam und zwischen zeitlich sogar wiederbelebt werden musste.“ Anschließend habe sich herausgestellt, dass der Patient aus Sorge, sich zu infizieren, zu spät reagiert und keine Klinik aufgesucht hatte.

39 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkt

So wie dieser Patient zögern derzeit offenbar viele Menschen. Laut Auswertung von Asklepios sind im Zeitraum Ende März bis Ende April – von der 13. bis inklusive 17. KW – 39 Prozent weniger Patienten mit einem Herzinfarkt in den Hamburger Kliniken des Unternehmens behandelt worden als im Vorjahreszeitraum. In absoluten Zahlen: 2019 waren es im Berichtszeitraum 305 Infarktpatienten, dieses Jahr 186. In die Auswertung sind alle sieben Hamburger Asklepios Kliniken einbezogen. Eine Einschränkung des Leistungsangebotes habe es in dieser Zeit nicht gegeben.

Ein Firmensprecher betonte zudem, dass vergleichbare Rückgänge trägerunabhängig in Hamburg zu beobachten seien. Die Einnahme-Effekte dieser Entwicklung wollte Asklepios nicht beziffern.

Asklepios und andere Kliniken versuchen derzeit, den Patienten die Sorge vor einer Infektion zu nehmen. In den Kliniken werden nach ihren Angaben alle Covid-19-Patienten und auch die Verdachtsfälle von anderen Patienten getrennt aufgenommen und behandelt. (di)

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