Datenqualität

IQWiG-Chef warnt vor „Riesenaufwand“ bei E-Patientenakte

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Eine gute E-Patientenakte müsse nicht nur den Zweck erfüllen, persönliche medizinische Informationen für die Behandlung vor Ort bereitzustellen, sondern auch eine „gute Forschungsplattform“ werden, betont der Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG).

Eine gute E-Patientenakte müsse nicht nur den Zweck erfüllen, persönliche medizinische Informationen für die Behandlung vor Ort bereitzustellen, sondern auch eine „gute Forschungsplattform“ werden, betont der Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG).

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Köln. Der Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG), Dr. Thomas Kaiser, hat eine Klärung gefordert, wie die künftige elektronische Patientenakte (ePA) gefüllt wird. „Wir müssen klären, dass diese ePA mit Daten gefüllt wird, die strukturiert auswertbar und richtig sind“, sagte Kaiser der Ärzte Zeitung. „Wenn wir das nicht sicherstellen, dann bekommen wir nichts weiter als einen Riesenaufwand für völlig unsichere Erkenntnisse.“

Mit Blick auf die geplante ePA und auch den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) werden von ärztlichen Vertretern wiederholt Bedenken geäußert, unter anderem über mögliche neue Bürokratie. Auch Kaiser betonte die Sorge der Ärzteschaft, ob damit „verantwortungsbewusst umgegangen wird und ob man gezwungen wird, im klinischen Alltag deutlich mehr und aufwendiger Daten zu dokumentieren als heute nötig“. Sein Plädoyer: „So darf man das natürlich nicht aufsetzen.“

Eine ePA mit hoher Datenqualität, sagte er, „wird alles andere als ein Selbstläufer“. „Wer soll die Daten denn in die ePA einpflegen? Selbst wenn wir einen 50 Milliarden Euro schweren ePA-Fonds hätten: Wir haben das Personal dafür nicht! Wir müssen uns überlegen, die Daten mit nicht-medizinischem Personal zu erheben, vielleicht mit ausgebildeten Dokumentationsassistenten.“

Eine gute E-Patientenakte müsse nicht nur den Zweck erfüllen, persönliche medizinische Informationen für die Behandlung vor Ort bereitzustellen, sondern auch eine „gute Forschungsplattform“ werden. Dafür, so der IQWiG-Chef, müsse „gleichzeitig eine gute Forschungsstruktur“ etabliert werden. „Der Datenraum alleine wird es nicht machen“, sagte Kaiser. „Ich gebe Ihnen ein Beispiel, wie es falsch läuft: In dem EU-Forschungsdatenraum DARWIN, der jetzt etabliert wurde, hat man interventionelle Studien explizit ausgeschlossen. Da wird eine Riesenchance vertan, eine exzellente Forschungsstruktur in Europa aufzubauen.“ (eb)

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