Modellprojekte
Impfende Apotheken noch in weiter Ferne
Die ABDA betont den Bedarf „niederschwelliger“ Angebote zur Grippeimpfung. Will heißen: Apotheker sollen ran! Aber es ist noch einiges zu tun.
Veröffentlicht:
Nur ein kleiner Pieks: Wann die ersten Apotheken Grippeimpfungen anbieten, ist noch ungewiss.
© miss_mafalda / stock.adobe.com
Berlin. Wenn zum 1. März das Masernschutzgesetz in Kraft tritt, werden auch Modellversuche zur Grippeimpfung in der Apotheke möglich.
Denn dieses Vorhaben – wie auch das Wiederholungsrezept – hatte der Gesetzgeber in letzter Minute noch aus dem Apothekenstärkungsgesetz herausgelöst und dem Masernschutzgesetz angehängt.
Die Anforderungen, denen Apotheker genügen müssen, wenn sie selbst zur Spritze greifen wollen, sind allerdings nicht ganz unambitioniert: umfangreiche Schulungen, Notfallkompetenz, separierte Behandlungsräume.
Grippeimpfung nicht unumstritten
Nicht zuletzt dieses Aufwands wegen war und ist die Grippeimpfung auch unter den freiberuflichen Pharmazeuten nicht unumstritten. Der Apothekerdachverband ABDA bekräftigt gleichwohl den Anspruch der Branche, in Sachen Grippe-Vorsorge künftig stärker mitmischen zu wollen.
In einer Mitteilung zitiert der Verband am Dienstag den Internisten Dr. Thomas Weinke von der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie des Potsdamer Ernst von Bergmann Klinikums: „Leider stellen wir fest, dass noch viel zu wenig Menschen gegen eine Influenza geimpft sind.
Es gibt große Unterschiede zwischen den Regionen. In den alten Bundesländern sind zwei Drittel der Menschen nicht geimpft, in den neuen Bundesländern ‚nur‘ jeder zweite. Hier ist noch viel Luft nach oben.“
Weinke, der auch Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer ist, würde demnach „ein niederschwelliges Angebot einer Grippeschutzimpfung in Apotheken begrüßen.“
Umsetzung braucht Zeit
Bis es soweit ist, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Denn nicht nur müssen einige Landesapothekerkammern aus ihren Berufsrechtsversionen das Verbot der Ausübung der Heilkunde streichen. Auch die Bundesapothekerkammer sei gefordert, erst einmal das Curriculum für die Apotheker-Schulung auszuarbeiten, wie ein ABDA-Sprecher auf Anfrage erklärte.
Modellprojekte sollen die Kassen laut Gesetzeswortlaut mit Apotheken, Gruppen von Apotheken oder Landesverbänden der Apotheker vereinbaren, „wenn diese sie dazu auffordern“.
Ob bis zur nächsten Grippesaison bereits ein Modellprojekt auf die Beine gestellt ist, sei momentan schwer einzuschätzen, so der ABDA-Sprecher. Aus den Ländern vernehme man „ganz unterschiedliche Stimmungsbilder“.
Während etwa aus dem Saarland erst vor wenigen Tagen kammerseitig Bereitschaft signalisiert wurde, auch gegen ärztlichen Protest Impfprojekte auflegen zu wollen, überwiegt anderswo Ablehnung.
In Brandenburg hatten sich bereits im November vorigen Jahres Ärzte- und Apothekerkammer in Resolutionen einmütig gegen grippeimpfende Apotheker ausgesprochen.