Wirtschaftsförderung

Industrie fordert Vorrang für Nutzenbewertung der EU

Der Bundesverband der Deutschen Industrie sorgt sich um die Wettbewerbsfähigkeit der Industriellen Gesundheitswirtschaft und fordert mehr sozialpolitisches Entgegenkommen.

Veröffentlicht:

Berlin. Arzneimittel-, Medizinprodukte- und Diagnostika-Industrie zählen zweifellos zum Tafelsilber der deutschen Wirtschaft. Die Branche, schreibt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in einem aktuellen Positionspapier („Strategie für die industrielle Gesundheitswirtschaft“) sei „international wettbewerbsfähig und leistet seit Jahren einen positiven Beitrag zur deutschen Handelsbilanz“.

Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssten jetzt „die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass die Innovationskraft der Industriellen Gesundheitswirtschaft nachhaltig gestärkt wird“, fordert der Verband – und legt „181 Handlungsempfehlung für 20 Standortfaktoren“ vor.

Neben industriepolitisch Altbewährtem – wie unter anderem 25 Prozent maximaler Unternehmenssteuerbelastung, staatlicher Innovations- und Gründungs-Förderung, regulatorischen Erleichterungen oder forcierter Digitalisierung – finden sich in dem Papier auch etliche sozialpolitische Anregungen, die auf Kostenträgerseite Widerspruch provozieren werden.

Frühe Nutzenbewertung reformieren?

So macht sich der BDI die langjährige Forderung der Generikahersteller zu eigen, Kassen mögen keine exklusiven Lieferbeziehungen mehr eingehen. „Um in Deutschland die Versorgungssicherheit zu erhöhen, bedarf es der Modifikation der bestehenden Ausschreibungsregelungen für Rabattverträge, die nicht protektionistisch, sondern wettbewerbsfördernd wirken“, heißt es.

Unter dem Stichwort „Marktzugang und Erstattung“ werden zudem Reformen am System der frühen Nutzenbewertung gefordert. Von dem so wörtlich „derzeitigen ‚One-Size-Fits-All‘-Ansatz“ sei abzuweichen und die Nutzenbewertung „für weitere wissenschaftlich akzeptierte Endpunkte und innovative Studiendesigns“ zu öffnen. Beispielhaft dafür werden Anwendungserfahrungen (sogenannte Real World Data) genannt.

Von dem geplanten zentralen europäischen Bewertungsverfahren für neue Arzneimittel und Medizinprodukte („EU Health Technology Assessment“, EU-HTA) erhofft sich der BDI, es möge „Doppelarbeit auf nationaler Ebene reduzieren“.

Neue Methoden einfacher in die Klinik

Daher sei dem europäischen Verfahren Vorrang vor etwaigen weiteren nationalen Bewertungsschritten einzuräumen. Das wird so zwar nicht ausdrücklich gesagt, ist aber mit der Formulierung gemeint, es bedürfe bei Einführung einer EU-einheitlichen Nutzenbewertung „auch einer adäquaten Anpassung der nationalen Gesetzgebung, um die Gefahr von Doppelungen und Kompetenzgerangel zu minimieren“.

Kritik findet in den Augen des BDI darüber hinaus auch der Zugang neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) in die stationäre Vergütungssystematik. Statt „bürokratischer Einzelfallprüfungen der Krankenkassen“ sollten neue Methoden und Wirkstoffe ab Markteintritt mittels allgemein festgelegter, extrabudgetärer Zusatzentgelte honoriert werden. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Geschäftszahlen 2024

Asklepios meldet Umsatz- und Gewinnwachstum

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Es dreht sich.

© visualpower / stock.adobe.com

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Der 131. Internistenkongress findet vom 3. bis 6. Mail statt. Das Motto lautet „Resilienz – sich und andere stärken“.

© Sophie Schüler

Übersichtsseite

DGIM-Kongress: Unsere aktuellen Beiträge im Überblick