Arztbesuch-Gebühr

KV-Chef will Patienten zur Kasse bitten

Gegen eine vermeintliche Flatrate-Mentalität: Bremens KV-Vorstandschef betrachtet Eigenbeteiligung als erzieherische Maßnahme.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
20 bis 25 Euro sollen Patienten für jeden Arztbesuch zahlen, fordert Bremens KV-Chef. Die Gesundheitssenatorin hält davon wenig.

20 bis 25 Euro sollen Patienten für jeden Arztbesuch zahlen, fordert Bremens KV-Chef. Die Gesundheitssenatorin hält davon wenig.

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BREMEN. Bremens KV-Vorsitzender Dr. Jörg Hermann will, dass Patienten vor jedem Arztbesuch eine Gebühr zahlen. "Patienten sollten 20 bis 25 Euro bezahlen, wenn sie zum Arzt gehen", sagt Hermann zur "Ärzte Zeitung", "das ist in vielen Europäischen Ländern auch nicht anders." Die Gebühr soll überlaufene Praxen und Notaufnahmen der Krankenhäuser von Patienten mit Bagatellerkrankungen entlasten. Eine Praxisgebühr sei dies aber nicht, betont Hermann.

Chronisch kranke Patienten, die häufig einen Arzt aufsuchen müssen, sollten von der Gebühr ausgenommen werden, ärmere Patienten weniger Geld bezahlen.

Vor allem in den Notaufnahmen arbeiten Ärzte und Pflegende am Limit, weil immer mehr Patienten mit Bagatell-Erkrankungen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser erscheinen und die Versorgung von Patienten mit tatsächlichen Problemen blockieren, begründet Hermann seinen Vorstoß.

Nach seiner Ansicht stärke eine Gebühr die Selbstverantwortung der Patienten. "Wenn sie nicht auf Belehrungen reagieren, müssen sie über die Gebühr lernen."

KV-Chef sieht Flatrate-Mentalität

Es sei eine grundsätzliche gesellschaftliche Frage, ob man die Flatrate-Mentalität von immer mehr Patienten mitmachen wolle oder nicht. "In allen entwickelten Staaten steigt die Inanspruchnahme, so auch in Deutschland", erklärt der KV-Chef. "Dabei haben wir jetzt schon nicht mehr genügend Ärzte und Schwestern, um die Versorgung sicher zu stellen."

Die Bremer SPD-Fraktion regiert verärgert auf Hermanns Vorstoß. Dass die Patienten in die Notaufnahme kommen statt zum ärztlichen Bereitschaftsdienst, liege daran, dass es zu wenige Haus- und Kinderarztpraxen gebe, sagt Steffi Dehne, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft. "Während die KV offenbar mittels Gebühren die Patienten ändern will, setzten wir darauf, ein System zu ändern, das offensichtlich nicht richtig funktioniert."

Bremens Gesundheitssenatorin Professor Eva Quante-Brandt (SPD) lehnt Hermanns Forderung ab und spricht sich für Portalpraxen an Notaufnahmen aus. Auf der letzten Gesundheitsministerkonferenz stand das Thema auf der Tagesordnung. Die Länder hätten den Bund "nachdrücklich dazu aufgefordert", eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe einzurichten, die Lösungsvorschläge erarbeitet, so Quante-Brandt.

Quante-Brandt sagt: "Eine Lösung können Portalpraxen sein, in denen Patientinnen und Patienten gezielt verteilt werden. Eine Selbstbeteiligung ist aus meiner Sicht nicht der richtige Weg. Auch die Praxisgebühr hat damals nicht dazu geführt, die Zahl der Arztbesuche zu verringern."

Kein Vergleich zur Praxisgebühr?

Aus Hermanns Sicht ist sein Vorstoß nicht mit der Praxisgebühr vergleichbar. Im Übrigen habe die Gebühr sehr wohl in den ersten vier Quartalen eine steuernde Wirkung entfaltet, sagt Hermann. Auch Portalpraxen sind für den Bremer KV-Chef nicht das Mittel der Wahl.

"Auch wer mit einer Bagatellerkrankung in einer Portalpraxis behandelt wird, ist ja schon im System und nimmt die überlasteten Strukturen in Anspruch", so Hermann.

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