Geburtshilfe / Krankenkassen

Kassen: Anteil der Kaiserschnitt-Geburten in Bayern gestiegen

In Bayern zeichnet sich ein Trend zu mehr Kaiserschnitt-Geburten ab. Strittig ist, ob alle Eingriffe tatsächlich notwendig sind. Die Kassen wollen, dass Ärzte und Geburtshelfer umfassend aufklären.

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Ärztinnen bringen im Operationssaal ein Mädchen per Kaiserschnitt zur Welt (Archivbild). Etwa jede dritte Geburt wird deutschlandweit per Sectio vorgenommen.

Ärztinnen bringen im Operationssaal ein Mädchen per Kaiserschnitt zur Welt (Archivbild). Etwa jede dritte Geburt wird deutschlandweit per Sectio vorgenommen.

© Gaetan Bally / KEYSTONE / picture alliance

München/Würzburg. In Bayern sind in den vergangenen beiden Jahren laut Daten gesetzlicher Kassen wieder mehr Babys per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Bei den Versicherten der AOK Bayern etwa sei der Anteil der Kaiserschnittgeburten in den vergangenen Jahren wieder angestiegen, teilte eine Sprecherin mit: 2020 lag er demnach bei 34,2 Prozent, 2021 bei 34,5 Prozent.

Dabei war die Rate in Jahren zuvor – zwischen 2016 und 2019 – von 34,7 auf 33,7 Prozent gesunken. Bei der AOK sind in Bayern mehr als 4,5 Millionen Menschen versichert.

Die Kaiserschnitt-Rate bei den von der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern abgerechneten Geburten lag 2020 bei 28,9 Prozent. „Damit stieg im Freistaat die Kaiserschnitt-Rate das zweite Jahr in Folge an und lag eineinhalb Prozentpunkte höher als 2019“, sagte Christian Bredl, Leiter der TK in Bayern. „Das bedauere ich sehr, denn davor konnten wir seit 2016 kontinuierlich einen Rückgang dieser Quote verzeichnen.“

TK: Ärztinnen und Ärzte sollen umfassend aufklären

Nach der TK-Auswertung, der alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2016 bis 2021 zugrunde liegen, ist Bayern nun wieder auf dem Niveau von 2017. Die TK hat in Bayern knapp 1,5 Millionen Versicherte und registrierte vergangenes Jahr 18.455 Geburten.

„Ich hoffe, wir können den steigenden Trend brechen und die Quote sinkt in den kommenden Jahren wieder. Das wäre auch zum Vorteil für die Neugeborenen“, sagte Bredl. „Ein Kaiserschnitt sollte nur durchgeführt werden, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit oder das Leben von Mutter und Kind in Gefahr bringen würde“, betonte er. „Je schwächer die medizinische Indikation für eine Sectio ist, desto umfassender sollten Ärzte und Geburtshelfer die werdenden Eltern aufklären.“

Anteil hat sich in 30 Jahren fast verdoppelt

Deutschlandweit ist etwa jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. In den vergangenen 30 Jahren hat sich demnach der Anteil dieses operativen Eingriffs an der Gesamtzahl der Geburten fast verdoppelt. 1991 brachten nur 15,3 Prozent der Frauen ihr Kind per Operation zur Welt.

Ob der von den Kassen errechnete Anstieg der Kaiserschnitt-Rate in Bayern in den vergangenen beiden Jahren mit der Corona-Pandemie zusammenhängt, lasse sich aus den Zahlen nicht ablesen, betonte Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg: Solche Statistiken müsse man über mehrere Jahre hinweg betrachten, unterschiedlichste Faktoren spielten eine Rolle. Auch schwankten die Zahlen von Klinik zu Klinik, die Raten müssten also auch „einrichtungsbezogen“ gesehen und verglichen werden.

Leitlinie gibt keine Vorgaben zur Sectio-Rate

Wie viele Kaiserschnitte medizinisch notwendig sind - und wie viele vermeidbar wären, ist ein Thema, das in der Geburtshilfe häufig diskutiert wird. International gibt es unterschiedliche Raten - in der Türkei kommen mehr als die Hälfte der Babys per Kaiserschnitt zu Welt, in Finnland sind es nur 17 Prozent.

Vor zwei Jahren ist unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe eine Leitlinie und wissenschaftliche Handlungsempfehlung zur Kaiserschnitt-Geburt veröffentlicht worden. Darin wurde auf eine Empfehlung zu einer bestimmten Sectio-Rate verzichtet. (dpa)

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