Recht

Kein Professorentitel – Ärztin unterliegt Uni Göttingen

Das Verwaltungsgericht attestiert einer habilitierten Ärztin, dass sie die für den Professorentitel notwendige Semesterwochenstundenzahl nicht erreicht.

Veröffentlicht:

GÖTTINGEN. Eine habilitierte Ärztin, die regelmäßig Lehrveranstaltungen an der Unimedizin Göttingen (UMG) abhält, hat trotzdem keinen Anspruch auf einen Professorentitel. Das hat das Verwaltungsgericht Göttingen entschieden. Die Medizinerin hatte dort die Uni Göttingen verklagt, weil diese es abgelehnt hatte, ihr den Titel einer außerplanmäßigen Professorin zu verleihen. Das Gericht gab indes der Hochschule recht. Nach deren Richtlinien könnte die Ärztin einen solchen Titel nur verliehen bekommen, wenn sie unter anderem eine durchschnittliche Lehrleistung von wenigstens zwei Semesterwochenstunden erbracht hätte. Diese Voraussetzung habe sie jedoch nicht erfüllt.

Die Medizinerin hatte sich 2010 habilitiert und war anschließend als Ärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der UMG tätig. 2012 eröffnete sie eine eigene Praxis, daneben hielt sie weiterhin als Privatdozentin Lehrveranstaltungen an der Medizinischen Fakultät ab. 2014 beantragte sie bei der Universität Göttingen den Titel einer außerplanmäßigen Professorin. Außerplanmäßige Professoren sind Privatdozenten, die sich um Forschung und Lehre verdient gemacht und hierfür als Anerkennung von der Hochschule auf Vorschlag des Fakultätsrats diesen Titel verliehen bekommen haben. Die Hochschulgremien ließen sich mehr als zwei Jahre Zeit mit der Prüfung. Im Sommer 2016 beschloss der Fakultätsrat schließlich, den Antrag abzulehnen. Die Ärztin wollte das nicht hinnehmen und zog vor Gericht.

Nach Ansicht der Richter durfte die Universität den Titel verweigern, weil die Lehrtätigkeit der Medizinerin nicht den erforderlichen Umfang gehabt habe. Die Klägerin habe nach ihrer Habilitation außer in zwei Wintersemestern nie die Lehrleistung von zwei Semesterwochenstunden erreicht. Die Medizinerin hatte geltend gemacht, dass sie neben diversen Lehrveranstaltungen in den Studiengängen Medizin und Molekulare Medizin auch ein schulisches Laborpraktikum und verschiedene Famulaturen betreut habe. Diese seien aber keine universitären Lehrveranstaltungen und deshalb nicht anrechenbar, heißt es im Urteil. Außerdem lägen die von ihr angeführten Betreuungszeiten bei verschiedenen Laborpraktika weit über dem Wert, der in der Studienordnung als Zeitaufwand für Studierende angegeben sei. Es sei auch nicht nachvollziehbar, warum die Klägerin von zehn Wochen Betreuung ausgehe, obwohl die Teilnehmer der Praktika übereinstimmend eine Dauer von acht Wochen angegeben hätten.

Die Verleihung eines außerplanmäßigen Professorentitels beinhaltet keine finanziellen Aspekte. Nach Angaben eines Universitätssprechers haben Inhaber eines solchen Titels keinen Anspruch auf eine bestimmte Vergütung. (pid)

Verwaltungsgericht Göttingen

Az.: 4 A 414/16

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Tatjana Schmelzer 13.04.201811:08 Uhr

Schande über die Uni!

"Die Verleihung eines außerplanmäßigen Professorentitels beinhaltet keine finanziellen Aspekte."

Umso schlimmer, dass die Uni die Wertschätzung der Frau verweigert, die sich doch sehr um den wissenschaftlichen Nachwuchs und damit auch um den Ruf der Uni bemüht. Das ist echt beschämend!

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München

Weniger Bürokratie

Wie nützt Digitalisierung?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an