ASV

Kliniken suchen Kontakt zu Niedergelassenen

Auch wenn die Rahmenvorgaben für die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) noch längst nicht stehen: Die ersten Kliniken bauen schon jetzt intensive Kooperationen mit Niedergelassenen auf. Die Anforderungen dafür sind machbar, aber nicht ohne.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Ambulante Chemotherapie: Onkologische Praxen und Kliniken können künftig intensiv zusammenarbeiten.

Ambulante Chemotherapie: Onkologische Praxen und Kliniken können künftig intensiv zusammenarbeiten.

© Ernert

HAMBURG. Die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) hätte Anfang des Jahres starten sollen. Noch sind die Rahmenbedingungen nicht klar. Derweil stehen einige Kliniken aber schon in den Startlöchern.

Sie setzen auf die intensive Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten. Das wurde auf der Entscheiderkonferenz Krankenhausmanagement 2013 von Pentax Medical in Hamburg deutlich. "Oberstes Gebot ist es, auf Augenhöhe mit den niedergelassenen Ärzten zu reden", sagte Werner Koch.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung im Hamburger Marienkrankenhaus betonte die starke Rolle der Praxen. Die niedergelassenen Ärzte können bei der ASV selbst aktiv werden und zusammen mit Kooperationspartnern Angebote ins Leben rufen.

Sie können als Verbund ihre Marktmacht ausspielen und Kliniken deutlich machen, dass sie deren Pläne für ambulante Angebote ablehnen. Sie können als Kooperationspartner von Kliniken in Metropolen auftreten und sich aussuchen, mit welchen Kliniken sie zusammenarbeiten wollen.

Für die Krankenhäuser in Hamburg wird es Kochs Einschätzung zufolge bei der ASV zu einem Wettbewerb nicht nur um Patienten und die besten Modelle, sondern auch um die besten Kooperationspartner im niedergelassenen Bereich kommen.

Dabei könnten Kliniken, die schon jetzt intensiv mit den Praxen kooperieren, einen Startvorteil haben. Zugleich müssen die an einer Zusammenarbeit interessierten niedergelassenen Ärzte aber eine Reihe von Anforderungen erfüllen.

Koch nannte für die von seinem Haus angestrebte Zusammenarbeit im onkologischen Bereich etwa die Teilnahme an Tumorkonferenzen, die Nachsorge, die Umsetzung von Leitlinien, die fachliche Qualifikation von Mitarbeitern, ein QM-System in der Praxis, den Datenaustausch und die Beteiligung an einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.

Herausforderung Abrechnung

Der Klinikpartner stellt im Gegenzug eine Plattform für den Datenaustausch zur Verfügung, erarbeitet Behandlungspfade, kümmert sich um die Dokumentation sowie das Krebsregister und stimmt die Öffentlichkeitsarbeit und sonstige gemeinsame Schritte mit den Praxen ab.

Koch stellte aber klar, dass auch die niedergelassenen Ärzte selbst in diese Rolle schlüpfen könnten. Insbesondere einigen onkologischen Großpraxen in Hamburg traut Koch dies zu.

Fest steht für ihn, dass wegen der intensiven Vorbereitung Kontinuität in der Zusammenarbeit gefragt sein wird. Erforderlich seien außerdem ein intensives Schnittstellen-Management, klare Strukturen und Aufgabenbeschreibungen, ein IT-Konzept und die Einbindung aller Beteiligten.

Als besondere Herausforderung betrachtet Koch die umfangreiche Dokumentation sowie für Kliniken die Abrechnung über EBM. Sein Haus hat dafür eine neue Mitarbeiterin eingestellt.

Unter dem Strich erwartet Koch durch die ASV einen klaren Fortschritt aus vier Gründen:

1. Es entsteht eine Behandlungskette aus einer Hand.

2. Leistungen werden in Kompetenzzentren gebündelt.

3. Leistungsanbieter müssen sich intern besser vernetzen.

4. Es muss mit externen Partnern zusammengearbeitet werden.

Für Krankenhäuser lohnt sich die Beteiligung an der ASV aus seiner Sicht aus medizinischen und aus strategischen Gründen. Zurückhaltend zeigte er sich bei der ökonomischen Beurteilung. Dr. Bernd Halbe, Fachanwalt für Medizinrecht, vermisst an vielen Stellen des Gesetzes zur ASV die Trennschärfe.

Halbe erwartet Klagen von Leistungserbringern, da kaum Detailfragen geklärt seien. Neben der noch ausstehenden GBA-Richtlinie verwies er auf der Entscheiderkonferenz auf weitere offene Fragen etwa zur Honoraraufteilung, zum Einzugsbereich möglicher Kooperationspartner oder zu Konsequenzen, wenn ein Kooperationspartner nicht die erforderliche Qualität erbringt.

Halbe erwartet, dass die ASV in ganz Deutschland zu sehr unterschiedlich ausgestalteten Modellen führen wird.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an