Nach Messerangriff auf von Weizsäcker

Kliniken wollen keine Zugangskontrollen

In Kliniken kann jeder ein- und ausgehen. Sollte sich daran nach der tödlichen Messerattacke auf den Arzt Fritz von Weizsäcker in Berlin etwas ändern? Die Deutsche Krankenhausgesellschaft sagt Nein.

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Zugangskontrollen wie am Flughafen sind für die Krankenhäuser undenkbar.

Zugangskontrollen wie am Flughafen sind für die Krankenhäuser undenkbar.

© Yakobchuk Olena / stock.adobe.com

Berlin. Nach dem Tod von Fritz von Weizsäcker bei einem Messerangriff in einer Berliner Klinik hat sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft gegen Zugangskontrollen ausgesprochen.

„Zugangskontrollen zu installieren, wie wir sie an Flughäfen kennen, ist bei uns nicht möglich“, sagte der Präsident der Organisation, Gerald Gaß. „Wir würden die Abläufe im Klinikalltag massiv behindern.“ Auch bei Patienten würde dies für Unverständnis sorgen.

Deeskalationstrainings in Kliniken

„Die Krankenhäuser sind ein öffentlicher Raum, deren Schutz eine Herausforderung ist“, betonte Gaß. Dies versuchten Kliniken im Alltag „bestmöglich zu gewährleisten“. Den tödlichen Messerangriff auf den Mediziner in der Charlottenburger Schlosspark-Klinik vom Dienstagabend wertete Gaß als „absolute Ausnahme“ – solche Taten seien ausgesprochen selten. Solche Extremereignisse ließen sich in einer offenen Gesellschaft auch nie ganz ausschließen.

In Krankenhäusern gebe es zum Beispiel Schulungen für Mitarbeiter und Deeskalationstrainings, schilderte Gaß. Es gehe darum, auffällige Menschen anzusprechen und zu versuchen, „Situationen frühzeitig zu erkennen und dadurch zu vermeiden“.

Sicherheitsdienste kämen zum Teil in Rettungsstellen zum Einsatz: Die Ambulanzen, wo viele Patienten aufeinanderträfen, seien Problembereiche – auch weil die Patienten teilweise selbst in einer Ausnahmesituation und aufgeregt seien. Es komme dort öfter zu Streits bis hin zu Übergriffen, wenn sich Patienten oder Angehörige „nicht schnell genug oder nicht aufmerksam genug betreut und behandelt fühlen“, so Gaß.

Tatmotiv gibt Rätsel auf

Der 59 Jahre alte Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker war während eines öffentlichen Vortrags von einem Zuhörer mit einem Messer am Hals attackiert worden und gestorben.

Der Angreifer, ein 57-Jähriger aus Rheinland-Pfalz, wurde von einem zufällig anwesenden Polizisten überwältigt und später festgenommen. Der Polizist wurde schwer verletzt.

Der Angreifer wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht. Sein Motiv liege in einer „wohl wahnbedingten allgemeinen Abneigung des Beschuldigten gegen die Familie des Getöteten“. Der 57-Jährige habe angegeben, die Tat geplant zu haben, hieß es.

Im Internet sei er auf den Vortrag des Chefarztes in der Schlosspark-Klinik gestoßen. Der Mann sei am Dienstag mit der Bahn zu der Veranstaltung gefahren. Zuvor habe er noch in Rheinland-Pfalz ein Messer gekauft, um damit die Tat zu begehen. Ihm werden Mord und versuchter Mord zur Last gelegt.

Polizist ist außer Lebensgefahr

Der 33-jährige Polizist, der privat bei dem Vortrag war und dazwischen ging, wurde operiert. Er ist außer Lebensgefahr, wie es von der Polizei hieß. Mehrere der etwa 20 Menschen im Publikum halfen, den Angreifer festzuhalten. Er wurde festgenommen. Seine Wohnung in Rheinland-Pfalz wurde durchsucht. Der Verdächtige kommt nach dpa-Informationen aus Andernach.

Das Verbrechen löste auch in der Fachwelt Bestürzung aus. „Es ist ein großer Schock und erfüllt mich mit großer Trauer, dass ein hochintellektueller, dem Zeitgeist kritisch gegenüberstehender, unterhaltsamer und bodenständiger Mensch und Arzt wie Fritz von Weizsäcker nicht mehr unter uns weilt“, schrieb sein Medizinkollege Michael Geißler, Sohn von CDU-Politiker Heiner Geißler, in einem Nachruf in der „Welt“.

Viele erfolgreiche Wissenschaftler und Ärzte seien von ihm klinisch und akademisch geprägt worden. (dpa)

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