Pay for Delay
Kommission belegt Teva mit Millionenstrafe
Die EU-Kommission hat jetzt die nach eigener Aussage letzte Geldbuße infolge ihrer Untersuchung des Pharma-Sektors 2009 verhängt.
Veröffentlicht:Brüssel. Die EU-Kommission belegt den Pharmakonzern Teva mit einer Geldbuße über 60,5 Millionen Euro. Grund ist eine Absprache zur verzögerten Einführung eines Modafinil-Generikums mit dem Originalhersteller Cephalon. Die fragliche Vereinbarung sei „weit vor dem Zeitpunkt geschlossen“ worden, zu dem das US-Unternehmen von Teva akquiriert wurde, heißt es. Der israelische Konzern hatte das US-Unternehmen 2011 übernommen.
Die Kommission habe bei ihrer Untersuchung der sogenannten Pay-for-Delay-Vereinbarung festgestellt, dass Teva dadurch „mehrere Jahre lang als Wettbewerber ausgeschaltet wurde und Cephalon deshalb höhere Preise berechnen konnte, obwohl das Hauptpatent für Modafinil seit Langem abgelaufen war“. In fast allen EU-Märkten habe die Verzögerung des Teva-Nachahmers etwa von Ende 2005 bis Oktober 2011, dem Moment der Übernahme gedauert.
Modafinil wird gegen exzessive Tagesschläfrigkeit bei Narkolepsie eingesetzt. Cephalon, heißt es weiter, habe jahrelang über 40 Prozent seines Gesamtumsatzes mit dem Wirkstoff erwirtschaftet, der unter dem Namen Provigli® vermarktet wurde.
Der jetzt erlassene Bußgeldbescheid ist den Angaben zufolge der letzte in einer Reihe ähnlicher „Pay-for-Delay-Untersuchungen“, die die Kommission im Anschluss an ihre Sektoruntersuchung Pharma 2009 in Angriff genommen hatte. Geldbußen verhängt wurden deshalb bereits
- 2014 gegen Servier und mehrere Generikafirmen wegen Absprachen zu einem verspäteten Markteintritt des Blutdrucksenkers Perindopril (insgesamt 427,7 Millionen Euro),
- 2013 gegen Lundbeck und mehrere Generikahersteller wegen eines Pay-for-Delay-Deals zur Einführung günstiger Versionen des Antidepressivums Citalopram (146 Millionen Euro),
- und ebenfalls 2013 gegen Johnson & Johnson und Novartis über insgesamt 16,3 Millionen Euro wegen eineinhalbjähriger Verzögerung eines Fentanyl-Nachahmers in den Niederlanden. (cw)