Brief ans Gesundheitsministerium

Krankenhäuser kämpfen um Zugang zu Energiekostenhilfen

Viele Krankenhäuser können nicht mit Geld aus dem Hilfsfonds rechnen. Grund ist ein verschobener Referenzzeitpunkt. Die DKG wendet sich ans Gesundheitsministerium.

Veröffentlicht:
Im Krankenhaus ist vieles energieintensiv, selbst die Reinigung der Bettpfannen. Hier eine Reinigungsstation in einem Krankenhaus in Baden-Württemberg.

Im Krankenhaus ist vieles energieintensiv, selbst die Reinigung der Bettpfannen. Hier eine Reinigungsstation in einem Krankenhaus in Baden-Württemberg.

© Stefan Puchner/picture alliance

Berlin. Trotz Energiepreisbremse und einem Energiekosten-Hilfsprogramm haben die Krankenhäuser weiter mit hohen Strom- und Gasrechnungen zu kämpfen, ohne Anspruch auf umfassende Hilfen zu haben.

Grund ist der Referenzzeitpunkt im März 2022. Die damals erfolgten Abschlagszahlungen werden ins Verhältnis zu denen von Oktober bis Dezember 2022 gesetzt. Daraus soll sich jeweils die Höhe der Hilfe ableiten. Der Referenzzeitpunkt war erst im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens dorthin verschoben worden.

4,5 Milliarden Euro im Hilfsfonds

„Die (…) Vermutung, dass die Energiekostensteigerungen erst nach Beginn des Ukrainekriegs bei den Krankenhäusern angekommen sind, trifft nicht zu“, hat sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nun per Brief an das Bundesgesundheitsministerium gewandt.

In dem Schreiben appelliert DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß an das Ministerium, den ursprünglichen Referenzwert, der auch die in 2021 entstandenen Energiekosten mitberücksichtigt hätte, wieder einzusetzen. Alternativ könnte auch eine Übernahme der Energiepreissteigerungen im Zeitraum von Oktober 2022 bis April 2024 nach einer Härtefallprüfung durch das jeweilige Bundesland helfen, so Gaß.

Das Schreiben liegt der Ärzte Zeitung vor. Der Hilfsfonds ist mit 4,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds („Doppel-Wumms“) gefüllt.

Gaß: Patientenversorgung absehbar betroffen

Zahlreiche Krankenhäuser hätten bereits vor Kriegsbeginn „massive Energiepreissteigerungen“ hinnehmen müssen, schreibt der Vorstandsvorsitzende der DKG in einem Brief an das Ministerium. Hintergrund seien die verringerten Gaslieferungen über Nord-Stream 2 sowie die damit verbundenen Versorgungsunsicherheiten gewesen. Für die Krankenhäuser bedeuteten Preiserhöhungen, auslaufende Lieferverträge und Neuabschlüsse zu erhöhten Preisen vor März 2022, dass sie für diesen Zeitraum nicht mit Unterstützung aus dem Hilfsfonds rechnen könnten.

Lesen sie auch

Betroffen sei „eine erhebliche Anzahl von Krankenhäusern“, schreibt Gaß. Die Energiekostensteigerungen hätten absehbar Einfluss auf die Patientenversorgung, warnt Gaß – und nennt anonymisierte Beispiele. So habe ein überregionaler Krankenhausträger bereits zum Jahreswechsel 2021 zu 2022 eine Gaspreissteigerung von 267 Prozent verzeichnet, was Mehrkosten von acht Millionen Euro bedeutete.

Eine individuelle Erstattung über den Hilfsfonds sei wegen der Verschiebung des Referenzzeitpunktes auf März 2022 nun nicht möglich. Eine Gruppe von Krankenhäusern in Baden-Württemberg habe Ansprüche auf Hilfsfonds-Zahlungen in Höhe von 62 Millionen Euro verloren.

Blockheizkraftwerke abgeschaltet

Aufgrund der Aufforderung der Bundesregierung, Gas zu sparen, hätten Krankenhäuser gasbetriebene Blockheizkraftwerke abgeschaltet und den Energieausfall durch Strom ersetzt. Das führe schon bei einem kleinen Krankenhaus im Jahr 2022 zu Mehrkosten von 1,2 Millionen Euro, in 2023 voraussichtlich zu zwei Millionen Euro. Auch in diesen Fallkonstellationen bewirke der Referenzzeitpunkt, dass der Hilfsfonds nicht greifen könne. (af/hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!