Nierentransplantation

Lebendspende in Heidelberg schlägt Wellen

Die Universitätsklinik in Heidelberg steht wegen einer Nierentransplantation in der Kritik. Am Ende war ein Patient gestorben.

Veröffentlicht:
Niere ex vivo: Haben sich Heidelberger Transplanteure einen Kunstfehler mit Todesfolge geleistet?

Niere ex vivo: Haben sich Heidelberger Transplanteure einen Kunstfehler mit Todesfolge geleistet?

© horizont21 / fotolia.com

HEIDELBERG. Anfang März dieses Jahres ging bei der Heidelberger Staatsanwaltschaft eine Anzeige der Bundesärztekammer "gegen drei namentlich bekannte Ärzte" am Universitätsklinikum Heidelberg ein.

Dem Leiter der dortigen Urologischen Abteilung, dem Leiter des Nierenzentrums und einem Transplantationschirurgen wird vorgeworfen, für den Tod eines Patienten nach Transplantation einer von seiner Ehefrau gespendeten Niere verantwortlich zu sein.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung. Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter medizinischer Gutachter hat die Indikation und Durchführung der Nierentransplantation nach der Lebendspende nun zu bewerten.

Über einen Bericht in der "Süddeutschen Zeitung" sind Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangt. Die Transplantation sei bei dem dialysepflichtigen Mann durchgeführt worden, obwohl gewichtige medizinische Gründe dagegen gesprochen hätten, wie aus bereits vorliegenden Gutachten hervorgeht.

So habe eine Unverträglichkeit der Blutgruppen zwischen dem Empfänger und der Spenderin vorgelegen, und der Empfänger sei zudem akut an Prostatakrebs erkrankt gewesen.

Die Heidelberger Chirurgen hätten die Prostatektomie und die Transplantation der Niere in einer Sitzung durchgeführt. Dies wird in Fachkreisen äußerst kritisch gesehen. Der Patient und seine Ehefrau hätten der Spende zwar zugestimmt.

Jedoch seien Fragen und Bedenken zur Transplantation, die im Vorfeld vom Patienten selbst und seiner spendenden Ehefrau immer wieder geäußert worden seien, "von den Ärzten heruntergespielt" worden, so lauten die Vorwürfe.

Wenige Monate nach der Transplantation musste das Spenderorgan entfernt werden, der Patient verstarb schließlich an Multiorganversagen. Seine Ehefrau leide noch heute an den körperlichen und seelischen Folgen.

Das Universitätsklinikum wollte am Dienstag in Anbetracht des "laufenden Verfahrens" keine ausführliche Stellungnahme zu dem Fall abgeben. (bd)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus