Unterstützung im Studium

„Medizin im Tandem“: Ein Mentor steht Studenten in Gifhorn stets zur Seite

Im Mentoring-Programm des Landkreises Gifhorn stehen erfahrene Ärzte Medizinstudenten zur Seite. Gut für die Studenten – und hoffentlich auch für die Region.

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Eine persönliche Betreuung kann Studierende dazu motivieren, später Hausarzt in der Region zu werden. Darauf zielt das Projekt „Medizin-Mentoring im Landkreis Gifhorn“ ab.

Eine persönliche Betreuung kann Studenten und Studentinnen dazu motivieren, später Hausarzt in der Region zu werden. Darauf zielt das Projekt „Medizin-Mentoring im Landkreis Gifhorn“ ab. (Symbolbild mit Fotomodell)

© Yuri Arcurs / stock.adobe.com

Gifhorn. Beziehungen sind alles. Das Projekt „Medizin-Mentoring im Landkreis Gifhorn“ soll zwischen Medizinstudierenden und gestandenen Ärzten aus dem niedersächsischen Landkreis persönliche Beziehungen stiften. Dazu bilden je ein Student oder eine Studentin mit Mentor oder Mentorin ein festes Tandem, das über die Zeit des Studiums bestehen bleibt.

„In diesen Jahren können die Mentees ihren Mentoren bei der Arbeit über die Schulter gucken“, sagt Projektkoordinatorin Ulla Evers der „Ärzte Zeitung“. Dadurch sollen die Studierenden Geschmack daran finden, nach ihrem Studium im Landkreis zu praktizieren. Die Idee hat Erfolg. Das Programm steht auf drei Säulen:

Fünf- bis sechsstündige Workshops mit fachlichen Inhalten wie Ultraschalluntersuchungen, Nähkursen oder Untersuchungstechniken in der Hausarztpraxis,

Persönlichkeitsbildung, Stressmanagement und Kommunikation mit den Patienten,

Praxisbesuche beim klassischen Hausarzt, der seine Praxis im Wohnhaus betreibt, aber auch bei großen Versorgerpraxen im Landkreis.

Diverse Arztpraxen nehmen teil

„Wir haben die Gemeinschaftspraxis, die sich zwei Ärztinnen teilen, die beide Mütter sind und einen individuellen Zeitplan aufgestellt haben“, so Evers. „Andere Praxen sind naturheilpraktisch ausgerichtet, und dann gibt es natürlich die klassische Drei-Ärzte-Praxis.“

Oft ist das Medizinstudium vom Lernen getrieben, aber der Kontakt zur praktischen Arbeit bleibt zurück.

Ulla Evers Projektkoordinatorin „Medizin- Mentoring im Landkreis Gifhorn“

Hinzu kommen zwei bis drei Netzwerktreffen im Jahr. Und stets läuft der enge Austausch mit den derzeit 15 Mentoren nebenher weiter. Hier können Studenten ihre Fragen loswerden: „Ich bin durch die Prüfung gefallen – was jetzt?“, oder: „Soll ich promovieren oder nicht?“, oder: „Welche Fachrichtung ist für mich die beste?

Pre-Mentoring für Schüler

Mitten im Studienstress biete man mit dem Programm einen Freiraum an, in dem es nicht um Leistung und Studienstress etwa im Rahmen eines Stipendiums geht, sondern um die Neugierde und das lebendige Interesse am Arztberuf. „Oft ist das Medizinstudium vom Lernen getrieben, aber der Kontakt zur praktischen Arbeit bleibt zurück“, sagt Evers. Da könne es nur gut sein, in den Mentoren Vorbilder zu finden und dem gemeinsamen Interesse nachzugehen. Für interessierte Schüler der 12. Klasse bietet das Programm sogar ein Pre-Mentoring an, um schon Gymnasiasten den Arztberuf schmackhaft zu machen.

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Seit dem Beginn des Projekts im Jahr 2016 haben sich insgesamt 31 junge Leute für die „Medizin im Tandem“ entschieden. Wie lange die Mentees dabei bleiben wollen, bestimmen sie selber. 25 von ihnen sind bisher geblieben und „aktuell sieben von ihnen sehen ihre Zukunft im Landkreis Gifhorn“, berichtet Evers, „aus unserer Sicht ist das ein großer Erfolg“.

Versorgungsgrad geht in den nächsten Jahren deutlich zurück

Die meisten Mentees wollen Hausärzte werden, aber es ist auch ein Zahnarzt dabei (der die Praxis seines Mentors übernehmen will) oder eine Gynäkologin, so Evers. Natürlich gab es auch Aussteiger, die ihre berufliche Zukunft eher in einer Großstadt sehen. Andersherum wollen zwei Mentees, die aus Großstädten stammen, später im Landkreis Gifhorn Landärzte werden. Und an Mentoren bestehe im Übrigen kein Mangel, sagt Evers: „Viele Mentorinnen und Mentoren haben mir gesagt, dass sie so ein Programm als junge Studierende auch gerne gehabt hätten.“

Die Patientinnen und Patienten dürften für jede neue Ärztin oder neuen Arzt im Landkreis dankbar sein. Denn nach Angaben der KV Niedersachsen zeigt der Versorgungsgrad im Landkreis Gifhorn nach unten. Derzeit beträgt er 98,7 Prozent. In den kommenden zehn Jahren werde er nach KV Berechnungen auf 70 Prozent sinken. Das bedeutet Unterversorgung. (cben)

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