Wettbewerb der Kassensysteme

Mehr gesetzlich Versichterte wechseln zur PKV – doch diese schrumpft weiter

Die privaten Krankenversicherer ziehen eine recht positive Bilanz aus dem vergangenen Jahr: Trotz Rückgangs bei den Vollversicherten, sei die Lage insgesamt gut. Und der System-Wettbewerb funktioniere.

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Jedes Jahr wechseln fast 300.000 Versicherte zwischen den Versicherungssystemen GKV und PKV.

Jedes Jahr wechseln fast 300.000 Versicherte zwischen den Versicherungssystemen.

© sharpi1980 / stock.adobe.com

Köln. Bei den privaten Krankenversicherern (PKV) hat sich auch im Jahr 2020 der Rückgang bei der Zahl der Vollversicherten fortgesetzt. Ende 2020 hatte die Branche nach Angaben des PKV-Verbands insgesamt 8,7 Millionen Vollversicherte im Bestand. Das waren 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

2019 war der Rückgang mit 0,04 Prozent noch geringer ausgefallen. Seit 2011 hat es in der Vollversicherung – immerhin das Kerngeschäftsfeld der PKV – keinen Zuwachs mehr gegeben.

Trotz des erneuten Rückgangs spricht Ralf Kantak, Vorsitzender des PKV-Verbands und Chef der Süddeutschen Krankenversicherung, von einer verbesserten Lage in der Vollversicherung. Der Grund: 2020 sind im dritten Jahr in Folge mehr Menschen von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV gegangen als in die umgekehrte Richtung.

Wechsel als Zeichen für funktionierenden Wettbewerb

Im vergangenen Jahr sind 144.800 Personen von der GKV in die PKV gewechselt und 123.400 von der PKV in die GKV. Der Saldo zugunsten der PKV liegt damit bei 21.400, 2019 lag er bei 17.400. Kantak verweist darauf, dass die Abgänge von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung oft nicht freiwillig erfolgten. Er nannte den Eintritt von jungen bislang privatversicherten Menschen in die Berufstätigkeit und die Aufnahme eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses durch vormals Selbstständige.

Dass jedes Jahr fast 300.000 Versicherte zwischen den Systemen wechseln, sieht Kantak als Beleg für einen funktionierenden Wettbewerb. „Dieser motiviert GKV und PKV gleichermaßen, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen – und stärkt somit die Qualität des deutschen Gesundheitswesens.“

Beitragseinnahmen steigen

Die Beitragseinnahmen der Branche legten 2020 um 3,8 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro zu. Ein Treiber waren starke Beitragserhöhungen in der Pflegeversicherung als Folge der Leistungsausweitungen durch die Pflegereformen. Hier erhöhten sich die Beitragseinnahmen um 31,2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Die Krankenversicherung legte um 1,5 Prozent auf 38,4 Milliarden Euro zu.

Für Versicherungsleistungen gab die Branche in dem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 30,1 Milliarden Euro aus, das war nur ein moderater Anstieg von 0,2 Prozent. Gut lief es für die PKV in der betrieblichen Krankenversicherung. Die Zahl der Unternehmen, die Mitarbeitern eine private Zusatzversicherung finanzieren, stieg um 28,6 Prozent auf 13.500. Von einer solchen Zusatzleistung profitieren zurzeit 1,04 Millionen Beschäftigte.

„Trotz des ungünstigen Zinsumfeldes konnte die PKV die Demografie-Vorsorge für ihre Versicherten erneut deutlich ausbauen“, sagte der Verbandsvorsitzende. Die Alterungsrückstellungen erhöhten sich um 4,9 Prozent auf 287 Milliarden Euro. (iss)

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