47 Einsätze pro Tag

Millionenbetrug im Pflegedienst?

Nach einem möglichen Abrechnungsbetrug eines Bremer Pflegedienstes geraten nun auch Ärzte ins Visier.

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Ambulante Pflege: 47 Einsätze pro Tag fallen auf.

Ambulante Pflege: 47 Einsätze pro Tag fallen auf.

© Gina Sanders / fotolia.com

BREMEN (cben). Ein Bremer ambulanter Pflegedienst soll nach Angaben der AOK Bremen/Bremerhaven die Krankenkassen des Landes seit dem Jahr 2007 um insgesamt drei Millionen Euro betrogen haben.

Das bestätigte Wilfried Mankus, Mitglied der Prüfkommission bei der AOK, die für die Bremer Kassen Abrechnungsbetrügereien aufdecken soll. Jetzt will die Prüfgruppe auch die Verordnungen der Ärzte unter die Lupe nehmen.

Bei Routineüberprüfungen sei aufgefallen, dass der fragliche Pflegedienst besonders viele Pflegeleistungen bei Krankenkassen abgerechnet hatte.

"Als wir die Rechnungen nebeneinander legten, stellten wir fest: Eine Mitarbeiterin hatte 47 Pflegeeinsätze an einem Tag abgerechnet, einmal sogar eine Leistung zeitgleich an sechs verschiedenen Orten. Dann haben wir natürlich genauer hingesehen", erklärte Mankus.

Rund die Hälfte aller abgerechneten Leistungen sei nie erbracht worden, so das Ergebnis der Kasse.

Offenbar wurden Mitarbeiterinnen von der Geschäftsführung und der Pflegedienstleitung systematisch unter Druck gesetzt, nie erbrachte Arbeiten abzuzeichnen. Das hätten zwei geständige Pflegerinnen angegeben.

Pflegedienst mittlerweile insolvent

Die übermäßigen Leistungen seien auch deshalb zunächst nicht aufgefallen, weil der Pflegedienst nicht nur Pflegeleistungen erfunden habe, sondern auch gefahrene Touren.

"Die alten Leute, die gepflegt werden, zumeist Migranten, erkannten den Betrug nicht und unterschrieben", sagt Mankus. Er rechnet mit rund 400.000 Euro Schaden für die Bremer Krankenkassen - jährlich.

Bewiesen sind indessen nur einmalig 200.000 Euro, und zwar durch den Betrug, den die beiden Pflegerinnen eingeräumt haben. "Das Geld wurde nach unseren Informationen ins osteuropäische Ausland geschafft", so Mankus.

Jetzt will die Bremer Prüfgruppe zusammen mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) auch die Pflegeverordnungen der Ärzte ins Auge fassen.

"Wir wollen sehen, ob die Verordnungen ins Behandlungsbild passen", erklärte Mankus. Denn Angaben zufolge bestünden manchmal Zweifel daran, ob die verordneten Leistungen wirklich medizinisch notwendig waren.

Inzwischen hat der fragliche Pflegedienst Insolvenz angemeldet, und an anderer Stelle Bremens öffnete ein Pflegedienst gleichen Namens seine Pforten.

Die Patienten würden nun von dort versorgt, sagt Mankus. Ihren Verlust können die Bremer Kassen nur aus der Insolvenzmasse begleichen. Mankus: "Aber da gibt es eine Menge Ansprüche. Wir müssen uns hinten anstellen."

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