Corona-Lehren

Mit Bits und Bytes zu mehr Resilienz im Gesundheitswesen

Im BMG-Auftrag hat die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften eine Roadmap zu höherer Resilienz und Leistungsfähigkeit im Gesundheitswesen erstellt. Im Fokus steht die intelligente Digitalisierung.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Mit dem entsprechenden Schutzschild wären Gesundheitssysteme künftig auch in Krisenzeiten wie Pandemien resilient. Bleibt nur die Frage, wie dieser Schutzschild geschaffen sein muss.

Mit dem entsprechenden Schutzschild wären Gesundheitssysteme künftig auch in Krisenzeiten wie Pandemien resilient. Bleibt nur die Frage, wie dieser Schutzschild geschaffen sein muss.

© Natali_Mis / Getty Images / iStock

München/Berlin. Die konsequente und vor allem leistungsfähige Digitalisierung unter Einbindung der Künstlichen Intelligenz (KI) sind die zwei Kernpfeiler, auf denen Deutschland – und letzten Endes auch Europa – künftig ein Gesundheitswesen aufbauen könnte, das in künftigen Krisensituationen resilient und gleichzeitig leistungsfähig ist.

Zu diesem Ergebnis kommt ein gut 40-köpfiges Expertenteam rund um Thomas Lenarz, Direktor der Medizinischen Hochschule Hannover, Merck-CEO Stefan Oschmann und Karl-Heinz Streibich, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), in einem Impuls-Papier zu den Lehren aus der Corona-Krise, das am Donnerstag veröffentlicht wird, der „Ärzte Zeitung“ aber schon vorab vorliegt. Auftraggeber der Roadmap war das Bundesgesundheitsministerium (BMG).

„Maßnahmen für mehr Resilienz des Gesundheitssystems sind in verschiedenen Handlungsfeldern denkbar: Im Bereich der Information und Kommunikation, im Bereich der Versorgungsstruktur und strategischen Reserven und im Zusammenspiel der beteiligten Institutionen“, heißt es in dem acatech-Papier.

Zu den Kernforderungen aus dem Papier gehören:

Die Experten plädieren hier für die Schaffung eines EU-weiten Datenraums Gesundheit, der den Austausch und die Analyse von Informationen in Echtzeit sowie die tiefere Analyse und Auswertung mittels KI erlaubt. „Alle generierten und erhobenen (Forschungs-)Daten sollten in den European Health Data Space integriert werden“, lautet das Plädoyer.

Als Blaupause dafür könnte der Health Data Hub (HDH) dienen, eine landesweite Datenplattform, die die französische Regierung im Rahmen ihrer nationalen Gesundheitsstrategie 2022 beschlossen hat, um den Austausch und die Nutzung von Big Data im Gesundheitswesen zu erleichtern. Hier seien Synergien denkbar.

Auch die Art der gewünschten Daten ist im Impulspapier konkretisiert: „Relevante Daten sind zum Beispiel Mobilitäts-, Kontakt- und Meldedaten von Personen, ermittelte Infektionsketten, molekularbiologische Daten des Pathogens, beispielsweise dessen Genomsequenz und das komplette Mikrobiom beziehungsweise Virom der entnommenen Probe, sowie molekularbiologische Daten der Patientin beziehungsweise des Patienten (Genom, Transkriptom, Proteom etc.) zusammen mit ihren beziehungsweise seinen klinischen Daten (datenschutzrechtlich schwierig).“

Dazu soll ein besseres Reservenmanagement in puncto Personal, aber auch Medizintechnik für Diagnose und Therapie sowie Labor- und Testkapazitäten, aber auch von Arzneimitteln und Impfstoffen beitragen. Zusätzlich seien gemeinsame europäische Informationssysteme über die regional verfügbaren Kapazitäten (bspw. von Intensivbetten) und ihre Beschaffung vorzuhalten.

„Die Labore sollten sich kontinuierlich mit neuen Testverfahren und Methoden auseinandersetzen. Der öffentliche Sektor sollte die entsprechenden finanziellen Rahmenbedingungen schaffen“, lautet die klare Empfehlung.

Außerdem sei eine Vernetzung und stärkere Kooperation der Labore mit den Gesundheitsämtern erforderlich, um einen Rückstau der Proben zu vermeiden. „Ferner sollten einfache, automatisierte Testverfahren und Schnelltests entwickelt werden, die wenig personalintensiv sind. Benötigt werden darüber hinaus mobile Labore und Teststationen für den flexiblen Einsatz in lokalen Hotspots, auf Flughäfen oder in Alten- und Pflegeheimen“, schreiben sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ins Hausaufgabenheft.

Hier plädieren die Experten für die Einführung einer elektronischen Patientenakte auf europäischer Ebene, an der sich neben Arztpraxen und Laboren auch Krankenhäuser und Apotheken verpflichtend beteiligen sollten.

Hier lautet die Empfehlung an Spahn, ein global vernetztes Frühwarnsystem für Infektionskrankheiten zu etablieren. Dabei komme dem Europäischen Centre for Disease Control (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entscheidende Bedeutung zu.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an