Altersvorsorge für Ärzte

Mit Rürup zur Rente

Sparen für das Alter wird schwieriger: Kapitallebensversicherungen werfen nur Mini-Erträge ab. Dennoch kann sich eine spezielle Variante davon für Ärzte weiterhin lohnen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wo geht die Reise hin? Noch ist trotz coronabedingt steigender Staatsverschuldung kein Ende der Niedrigzinsphase in Sicht. Auch Immobilienfonds sind keineGarantie mehr auf stetig sprudelnde Erträge.

Wo geht die Reise hin? Noch ist trotz coronabedingt steigender Staatsverschuldung kein Ende der Niedrigzinsphase in Sicht. Auch Immobilienfonds sind keine Garantie mehr auf stetig sprudelnde Erträge.

© nmann77 / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Für die Altersvorsorge haben die meisten Deutschen früher zur Kapitallebensversicherung gegriffen. Aus gutem Grund: Die Mindestverzinsung nach Abzug der Vermittlungsprovision betrug vier Prozent pro Jahr. Doch inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Heute noch eine Kapitallebensversicherung abzuschließen, „ist wenig sinnvoll, da die Produkte wenig ertragreich sind“, sagt Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen in Königstein.

Der Grund dafür sind die massiven Interventionen der Europäischen Zentralbank. Um die Wirtschaft in der Finanz- und späteren Eurokrise sowie in der gegenwärtigen Corona-Pandemie zu stützen, kaufen die Währungshüter massiv Staatsanleihen auf. Als Folge sind die Renditen deutscher Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit, einst eines der beliebtesten Anlageprodukte der Assekuranzen, auf minus 0,66 Prozent gefallen. Investoren erzielen also Verluste, wenn sie der Bundesregierung Geld leihen.

Rürup-Rente mindert Steuerlast

Das Bundesfinanzministerium hat deshalb die Mindestverzinsung für Kapitallebensversicherungen gesenkt. Zwar gilt für Altverträge weiterhin die zum Zeitpunkt der Unterzeichnung gültige Garantierendite. Bei Verträgen, die dieses Jahr abgeschlossen werden, müssen die Assekuranzen für ihre Kunden jedoch nur noch pro Jahr einen Ertrag von 0,9 Prozent erzielen. Im kommenden Jahr soll die Mindestrendite für Neuverträge auf gar nur noch 0,5 Prozent sinken. „Versicherte bekommen kaum noch etwas für ihr eingezahltes Geld“, analysiert die Verbraucherzentrale Hamburg.

Dennoch kann es für Ärzte interessant sein, in eine spezielle Kapitallebensversicherung zu investieren: die Basis-Rentenversicherung, nach ihrem Erfinder, dem Ökonomen Bernd Rürup, „Rürup-Rente“ genannt. „Als Fonds-gebundene Rentenversicherung können diese Produkte sinnvoll sein“, sagt Eilers. Denn in der Ansparphase können die eingezahlten Prämien als Sonderausgabe vom Gesamtbetrag der Einkünfte abgezogen werden und so die Steuerlast senken.

22.541 Euro können steuerlich angesetzt werden

Maximal abzugsfähig für selbstständige Mediziner sind dieses Jahr Einzahlungen von 22.541 Euro. Angestellte müssen davon jedoch ihre Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung abziehen und können nur den Differenzbetrag einzahlen und steuerlich geltend machen. Die Steuerersparnis kann dann wiederum für andere Anlagen genutzt werden.

Im Rentenalter müssen die monatlichen Auszahlungen zwar als Einnahmen versteuert werden. „Allerdings ist der Einkommensteuersatz dann niedriger als in der Berufsphase“, sagt Eilers. Der Garantiezins beträgt, wie bei der klassischen Kapitallebensversicherung aktuell 0,9 Prozent und sinkt 2021 auf 0,5 Prozent. Wenn die Fondsmanager gute Arbeit leisten, kann der reelle Ertrag auch höher ausfallen. Allerdings zwingt die Mindestverzinsung die Anlageentscheider zur Vorsicht, so dass keine allzu hohen Renditen zu erwarten sind.

Heute noch eine Kapitallebensversicherung abzuschließen, ist wenig sinnvoll, da die Produkte wenig ertragreich sind.

Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG

Wer zugunsten höherer Erträge auch größere Risiken eingehen will, sollte zu Fondssparplänen greifen. Dabei wird jeden Monat ein fester Betrag in einen Aktienfonds eingezahlt. Zwar schwanken die Börsen immer wieder heftig. „Dies bietet jedoch die Chance, zwischenzeitlich immer wieder Aktien zu günstigeren Einstiegspreisen zu erwerben“, so Phillip Kühme, Anlageexperte der Global-Finanz in Wuppertal.

Augen auf bei Immobilien-Fonds

Anleger, die Kosten sparen wollen, greifen zu börsennotierten Indexfonds, die beispielsweise den deutschen Leitindex Dax nachbilden. Da sie nicht aktiv gemanagt werden, betragen die jährlichen Verwaltungsgebühren meist nur 0,2 bis 0,3 Prozent. Zudem entfallen die Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent, die bei aktiv gemanagten Fonds bei jeder Einzahlung als Provision an die vermittelnden Banken fließen. „Diese passiven Anlagen bergen aber das Risiko, ungebremst in einen Börsensturz gezogen zu werden“, sagt Kühme. Bei aktiv gemanagten Fonds könnten deren Verwalter hingegen die Notbremse ziehen und Aktien schnell verkaufen, um dann nach dem Crash zu günstigeren Preisen wieder in den Markt einzusteigen.

Vorsicht sei hingegen derzeit bei offenen Immobilienfonds angebracht, warnt etwa Michael Thaler, Vorstand der Münchner Top Vermögen. „Büroimmobilien machen bei ihnen einen großen Teil der Bestände aus.“ Doch in der Corona-Krise hätten Firmen und Mitarbeiter gelernt, welche Vorteile das Homeoffice bietet. „Einige Konzerne wie Peugeot haben bereits angekündigt, künftig 70 Prozent ihrer Mitarbeiter dauerhaft zu Hause arbeiten zu lassen.“ Dies dürfte dazu führen, dass viele Büroflächen bald leerstehen und die Mieterträge der Fonds über Jahre hinweg sinken.

Es gibt freilich auch anderslautende Markteinschätzungen, wonach der Kurseinbruch bei Büroimmobilien-Aktien übertrieben ist. Auf jeden Fall muss hier ein Investment kritisch und mit dem nötigen Risikobewusstsein abgewogen werden.

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