Nach Eruption: Kostet Fliegen jetzt mehr Asche?

Airlines leiden unter den Ausfällen nach dem Vulkanausbruch in Island. Die EU will die Sicherheitsentgelte reformieren. Werden die Kosten auf die Tickets umgewälzt?

Von Thomas A. Friedrich Veröffentlicht:
Der Eyjafjallajokull hat mit seinem Ausbruch eventuell eine neue Ära der Ticketpreisgestaltung angestoßen.

Der Eyjafjallajokull hat mit seinem Ausbruch eventuell eine neue Ära der Ticketpreisgestaltung angestoßen.

© [M] Ticket: imagebroker / imago | Vulkan: dpa

BRÜSSEL. Die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York schlagen bis heute auf die Preise von Flugtickets durch. Nun erscheint die Preisgestaltung der Airlines nach dem einwöchigen Flugverbot über weiten Teilen des europäischen Kontinents durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajokull erneut auf dem Radar. Die Fluggesellschaften bilanzieren ihre Verluste weltweit mit bis zu einer Milliarde Euro.

Mit der nun beschlossenen Richtlinie zur Erhebung von Luftsicherheitsentgelten will das Europäische Parlament (EP) gestiegene Sicherheitsaufwendungen der Airlines vom Passagier abwenden. Legten die Flughäfen bisher Gebühren auf nationaler Basis fest, sollen künftig einheitliche europäische Regelungen gelten. Wird Fliegen in Zukunft dadurch teurer?

"Ein hohes Sicherheitsniveau auf Flugreisen und an Flughäfen zu gewährleisten, liegt im öffentlichen Interesse und sollte daher auch mit Steuergeldern bezahlt werden. Es ist unanständig, Flugpassagiere doppelt bezahlen zu lassen, indem man ihnen auch noch Gebühren für die Luftsicherheit anlastet", mahnt der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber.

Die vom EP im Mai verabschiedete Richtlinie soll für Kostentransparenz bei der Erhebung von Luftsicherheitsentgelten sorgen. Mit den Abgaben sollen die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Zivilluftfahrt vor Terroranschlägen oder anderen Eingriffen ausgeglichen werden. Ziel der Richtlinie ist es, zwischen den Flughäfen und Fluggesellschaften Grundsätze für die künftige Erhebung von Luftsicherheitsentgelten festzulegen.

Zu diesen Grundsätzen zählen die Nichtdiskriminierung, die Kostentransparenz und der Kostenbezug der Entgelte. Werden sich Flughafen und Fluggesellschaften bei den Verhandlungen über Entgelterhebung nicht einig, können sich die Parteien in Zukunft an eine unabhängige Schlichtungsstelle wenden. "Mit dieser Regelung zur Transparenz wollen wir sicherstellen, dass es einen fairen Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften gibt und jeder genau weiß, für was welches Entgelt gezahlt werden soll", erläutert der SPD-Europaabgeordnete Kurt Fleckenstein. Wenn Sicherheitsmaßnahmen sinnvoll seien, dann könnten die EU-Mitgliedsländer sie auch in das Gemeinschaftsrecht aufnehmen und somit die Kosten weitergeben. Wenn nicht, dann soll der Staat - der sie für nötig hält - die Kosten dafür selber tragen, so Fleckenstein. Solange es beispielsweise keine einheitliche EU-Regelung für den Einsatz von Körperscannern an Flughäfen gebe, dürften die Mitgliedstaaten laut der neuen Richtlinie die Kosten dafür nicht einfach an die Flugunternehmen und somit an die Passagiere weiterreichen.

Derzeit wird die Erhebung von Sicherheitsentgelten auf nationaler Ebene geregelt und ist somit für den Verbraucher schwer zu durchschauen. In Zukunft sind die Mitgliedstaaten gehalten, Sicherheitsentgelte für das gesamte Flughafennetz einzuführen. Damit könnte eine für den Verbraucher transparentere Preisgestaltung Wirklichkeit werden."Die Kostengrundlage für die Berechnung dieser Entgelte darf keine Kosten beinhalten, die bei der Wahrnehmung allgemeiner Sicherheitsaufgaben durch die Mitgliedstaaten anfallen würden, wie etwa polizeiliche Aufgaben", erklärt der stellvertretende Koordinator im EP-Verkehrsausschuss, Werner Kuhn von der CDU. Um dies sicherzustellen, soll eine unabhängige europäische Aufsichtsbehörde Änderungen dieser Abgaben prüfen können, bevor sie in Kraft treten", so Kuhn.Ob mehr Sicherheitsansprüche am Boden und in der Luft letztlich nicht doch auf den Fluggast und den Ticketpreis abgewälzt werden, ist für den europäischen Verbraucherschutzbund Beuc "noch nicht wirklich ausgemacht".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisverwaltung

Doctolib bringt neues KI-PVS an den Start

Umstellung TI-Kryptografie von RSA auf ECC

Wechsel zu neuem eHBA: KBV bittet Netzagentur um Fristverlängerung

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel