Lange Warteliste

Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marburg eröffnet

Für 24 Millionen Euro wurde in Marburg die Kinder- und Jugendpsychiatrie neu gebaut. Zwei-Bett-Zimmer, mehr Therapieräume und Aufenthaltsbereiche gibt es für die Patientinnen und Patienten und die Warteliste ist lang.

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Marburg. Mehr Platz und eine moderne Ausstattung für die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marburg: Für rund 24 Millionen Euro wurde die Klinik neu gebaut. Mitarbeiter und Patienten sind bereits eingezogen. Am Mittwoch wird der Bau mit einer offiziellen Eröffnungsfeier und einem großen Gartenfest eingeweiht.

Neubau war überfällig

„Alles wird gut“, hat ein Mädchen auf die Wandtafel geschrieben. Zumindest für den Neubau der Marburger Kinder- und Jugendpsychiatrie stimmt dies. Nach einer dreijährigen Bauzeit werden nun rund 60 Kinder und Jugendliche auf den fünf Stationen der beiden neuen drei- bis viergeschossigen Gebäude an der Schützenstraße stationär behandelt. Dazu kommen jeden Tag Dutzende von Eltern und Kindern in die Ambulanz, die nun alle von den neuen Räumlichkeiten profitieren.

„Der Neubau war überfällig“, erklärt Klinikdirektorin Prof. Katja Becker. In der Vergangenheit mussten sich die Jugendlichen Vier- und Fünf-Bett-Zimmer ohne eigenes Bad teilen. Nun haben sie Zwei-Bett-Zimmer mit eigenen Nasszellen. Es gibt auch viel mehr Räume für Therapien, Werkstätten, Bewegung und Kreatives sowie gut ausgestattete Küchen, die vor allem für die Patienten mit Essstörungen wichtig sind.

70 Kinder und Jugendliche stehen auf der Warteliste

Becker mag auch die „Dorfplätze“, die großen Aufenthaltsbereich für die Stationen, die nur noch je zwölf Betten haben. Neuerdings gibt es eine eigene Kinderstation, die altersspezifischere Angebote ermöglicht. Für sie wurde ein Spielplatz im Innenhof eingerichtet, zu dem eine Kletterpyramide, ein Rutschenturm, ein Parcours für psychomotorische Tretfahrzeuge sowie ein Wasserspielplatz gehören. Von der Stiftung Kinderförderung von Playmobil stammt das zwölf Meter lange Piratenschiff. Das parkartige Außengelände mit seinen Bänken, Fitnessgeräten und dem Grillplatz ist von Blühwiesen geprägt.

Die für die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Gießen und die Wetterau zuständige Klinik ist seit Jahren voll belegt. Derzeit stehen 70 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste. 2022 wurden mehr als 620 Patienten vollstationär behandelt. Dazu kommen pro Quartal noch einmal mehr als 700 Kinder und Jugendliche in die beiden Ambulanzen.

Zahl der Notaufnahmen drastisch gestiegen

Seit der Pandemie ist vor allem die Zahl der Notaufnahmen drastisch gestiegen. Mehr als 400 Mädchen und Jungen mussten 2022 deshalb auf der Akutstation aufgenommen werden. Grundsätzlich ist die Klinik für alle psychiatrischen Erkrankungen zuständig. Spezialambulanzen hat sie für ADHS, Anorexie, Depressionen, Angsterkrankungen und soziale Phobien. Die Autismus-Ambulanz wird sogar überregional in Anspruch genommen.

Bekannt geworden sind die Marburger Expertinnen auch durch die preisgekrönte „Sendung mit der Maus“, in der es um „unsichtbare Krankheiten“ ging, und „Hirschhausens Quiz des Menschen“, wo Suizidprävention im Mittelpunkt stand. Katja Becker hat eine Petition mitinitiiert, um die Suizidprävention in Deutschland nachhaltig – auch mit einer Hotline – zu fördern.

Die Klinikdirektorin setzt sich zudem dafür ein, dass Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden. Beim Kanzlergespräch im Marburger Lokschuppen hat sie Olaf Scholz darauf angesprochen, der für eine Verfassungsänderung plädiert. Im Koalitionsvertrag steht sie schon drin. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, erklärt die Expertin: „Oft wird das Kindeswohl aber noch nicht einmal mitgedacht.“ (coo)

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