Oberlandesgericht billigt Ärzten Fehleinschätzungen zu

Eine Gynäkologin muss nicht für die Behinderung eines Kindes nach übersehenen Symptomen geradestehen.

Veröffentlicht:
Die Gynäkologin hätte durch eine Sonografie die Frühgeburt womöglich erkennen können - das Unterlassen bedeutete aber im konkreten Fall keine Haftung für die Komplikationen durch die Sectio.

Die Gynäkologin hätte durch eine Sonografie die Frühgeburt womöglich erkennen können - das Unterlassen bedeutete aber im konkreten Fall keine Haftung für die Komplikationen durch die Sectio.

© nyul / fotolia.com

KOBLENZ (bü). Auch wenn in der 24. Schwangerschaftswoche einer Frau Symptome aufgetreten sind, die -  rückblickend betrachtet - auf eine bevorstehende Frühgeburt haben deuten lassen können, so muss die behandelnde Ärztin nicht zwingend für die Behinderungen des schließlich bereits in der 25. Woche zur Welt gekommenen Kindes aufkommen. Im konkreten Fall traten während des Kaiserschnitts Komplikationen auf.

Auch wenn die Symptome von der Gynäkologin nicht erkannt und Untersuchungen in diese Richtung nicht veranlasst worden sind, so das Oberlandesgericht Koblenz, so führe das "nicht zu einer Umkehr der Beweislast".

Bestehe "kein zureichender Anhaltspunkt dafür, dass weitere diagnostische und sonstige Maßnahmen den reaktionspflichtigen Befund zutage gefördert" hätten, so trifft die Ärztin keine Schuld, befanden die OLG-Richter.

"Irrtümer in der Stellung einer Diagnose" rechtfertigen nicht aus sich heraus den Schluss auf ein vorwerfbares ärztliches Verhalten, wie sie weiter betonten.

Denn Fehleinschätzungen seien nach Ansicht der Richter in der medizinischen Praxis nicht ungewöhnlich, weil "die Symptome einer Erkrankung oft mehrdeutig sind".

Urteil des OLG Koblenz, Az.: 5 U 1248/08

Juristischer Kommentar zum Urteil in: MedR 2010; 28: 402

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„Rolle als Mediziner ausgenutzt“

Hundertfacher Missbrauch: 20 Jahre Haft für Arzt gefordert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Methodische Frühlingsgefühle – oder warum Leitlinien ein bisschen Liebe brauchen

Porträt

Ein Zahnarzt und Ballermann-Sänger: Tobias Riether

Lesetipps
Ältere Diabetikerin, die ihren Blutzuckerspiegel zu Hause mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät kontrolliert.

© Halfpoint / stock.adobe.com

Deprescribing bei Typ-2-Diabetes

Diabetes bei Älteren: Chancen und Risiken einer Polypharmazie

Angesichts der weltweit alternden Bevölkerung ist mit einem weiteren Anstieg der Alzheimer-Inzidenz zu rechnen (derzeit werden jährlich rund 7,7 Millionen neue Fälle weltweit diagnostiziert). Antivirale Maßnahmen gegen das Herpes-Virus könnten präventiv wirken.

© KI-generiert Галя Дорожинська - stock.adobe.com

Auch andere neurotrope Viren impliziert

Alzheimer-Risiko durch Herpes: Neue Evidenz aus Real-World Daten

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung