3D-Druck in der Medizin
Patentschmiede Deutschland
Deutschland ist führend bei Innovationen in additiver Fertigung, so eine aktuelle Studie des Europäischen Patentamtes. In der Gesundheit werden in Europa die meisten Patente mit Bezug zum 3D-Druck angemeldet.
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Halsschlagader aus dem 3D-Drucker gefällig? Das könnte in nicht allzu ferne Zukunft Realität werden.
© Andreas Arnold / dpa / picture alliance
München. Organe, Implantate, Prothesen, aber auch Haut aus dem 3D-Drucker? Was für viele noch wie Zukunftsmusik klingt, könnte schon bald skalierbare Realität sein – und zwar im Zuge der 4. Industriellen Revolution.
Bei dem digital gestützten Verfahren des Additive Manufacturing (AM/additive Fertigung) werden dünne Materialschichten übereinandergelegt, bis ein komplettes dreidimensionales Objekt geformt ist. Diese neue Herangehensweise ist für eine Vielzahl von Materialien anwendbar, von Metallen bis hin zu lebenden Zellen.
36 Prozent jährliches Wachstum beim AM-Patentgeschehen
Deutschland ist führend bei Innovationen in additiver Fertigung, wie die am Montag in München vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichte Studie „Patente und additive Fertigung – Trends bei 3D-Druck-Technologien“ zeigt.
Demnach reichten deutsche Unternehmen und Erfinder zwischen 2010 und 2018 beim EPA insgesamt 3155 AM-Patentanmeldungen ein – im Europavergleich seien das 40 Prozent und weltweit 19 Prozent der europäischen Patentanmeldungen auf diesem Gebiet.
Deutschland liegt damit auf dem zweiten Platz nach dem anmeldestärksten Land USA (5747 Anmeldungen, 35 Prozent) und trage damit maßgeblich zur Spitzenposition bei, die Europa insgesamt mit nahezu der Hälfte aller beim EPA eingereichten AM-Patentanmeldungen inne hat.
Die führenden Anmelder im deutschen Unternehmensranking – Siemens und BASF – sind gleichzeitig auch Europas größte AM-Patentanmelder. Insgesamt nahmen die AM-Patentanmeldungen beim EPA zwischen 2015 und 2018 mit einem Plus von durchschnittlich 36 Prozent pro Jahr besonders rasant zu – zehnmal schneller als die Gesamtzahl der Patentanmeldungen jährlich (3,5 Prozent).
Spiegelbild digitaler Transformation
„Der Anmeldezuwachs in der additiven Fertigung ist Teil des Booms digitaler Technologien insgesamt und bestätigt, dass sich die digitale Transformation der Wirtschaft unverkennbar in den beim EPA eingereichten Patentanmeldungen widerspiegelt,“ resümiert EPA-Präsident António Campinos.
„Europa hat sich zu einem globalen Innovationshub im wachstumsstarken Digitalbereich entwickelt, zu dem auch additive Fertigungstechnologien zählen“, ergänzt er.
München ist europäischer AM-Champion
Spitzenregion in Europa, wenn es um AM-Innovation geht, ist München, gefolgt von Barcelona und Zürich. Berlin steht an vierter Stelle. Insgesamt gehören sechs deutsche Zentren zu den Top-15 der europäischen Regionen.
AM-Technologien gelangen der Studie zufolge in zahlreichen Industriezweigen zur Anwendung. Der Gesundheitssektor verzeichnet die größte Nachfrage nach Patenten für additive Fertigungsverfahren (4018 Anmeldungen) seit 2010 (siehe nachfolgende Grafik), gefolgt von Energie und Verkehr (2001 bzw. 961 Anmeldungen).
Ein stark steigendes Anmeldeaufkommen sei ferner bei Industriewerkzeugen, in der Elektronik, im Bauwesen, bei Konsumgütern und sogar in der Lebensmittelbranche zu beobachten.(Abb. AM-Anmeldungen beim EPA nach Anwendungsgebiet, 2010-2018)
Auch Krankenhäuser zählen zu den AM-Pionieren
Zwei Drittel der Patentanmeldungen für AM-Technologien wurden laut EPA von sehr großen Unternehmen eingereicht. 10 Prozent (2148) stammten aus Unternehmen mit 15 bis 1000 Beschäftigten, 12 Prozent (2584) von Einzelerfindern und kleinen Unternehmen mit weniger als 15 Beschäftigten sowie elf Prozent (2448) von Universitäten, Krankenhäusern und öffentlichen Forschungseinrichtungen.
Diese drei Kategorien mit kleineren Marktteilnehmer sind somit auch als wichtige Akteure der AM-Innovationslandschaft anzusehen.