Ärzte-Schnittstelle

Projekt ist gescheitert

Der Hausärzteverband und die KVen haben gemeinsam an der IT-Schnittstelle für Selektivverträge gearbeitet. Doch jetzt ist die Kooperation vorbei, der Deal geplatzt - und das nur wegen einer Bedingung.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Nicht zu reparieren? Die KV Telematik-ARGE gibt die Arbeit an der Selektivvertrags-Schnittstelle auf.

Nicht zu reparieren? Die KV Telematik-ARGE gibt die Arbeit an der Selektivvertrags-Schnittstelle auf.

© djama / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Nach langwierigen Verhandlungen ist die gemeinsame IT-Schnittstelle für Selektivverträge von Hausärzteverband und KVen nun doch gescheitert. Und dies ausgerechnet in der Gesellschafterversammlung der KV Telematik-ARGE.

Das Ende der gemeinsamen Arbeit an der Schnittstelle müsse zwar nächste Woche noch formal in der KV-Telematik-ARGE beschlossen werden, sagt deren Vorsitzender Dr. Gunter Hauptmann.

Die Gesellschafter hätten aber bereits in einem Vorabbeschluss das Kooperationspaket zwischen Deutschem Hausärzteverband (DHÄV) und KV-Telematik-ARGE abgelehnt.

Aus einem Grund gescheitert

Dabei standen die Zeichen nach langen Grabenkämpfen um die Standard-Schnittstelle zuletzt recht gut für eine innerärztliche Lösung.

Der Hausärzteverband, der die anfängliche Zusammenarbeit der Telematik-ARGE mit der Kassentochter AOK Systems GmbH scharf kritisiert hatte und das Wort "Kassentrojaner" mitgeprägt hat, war sogar bereit, den KVen in der Frage des gekapselten Kerns seiner eigenen Schnittstellen-Lösung entgegenzukommen.

Zudem hatte der Verband gerade in den letzten Monaten immer wieder deutlich signalisiert, eine gemeinsame innerärztliche Schnittstelle für 73b- und 73c-Verträge voranbringen zu wollen.

Drei Bedingungen waren es, die die Gesellschafter der Telematik-ARGE für eine Zustimmung gestellt hatten. Gescheitert ist die Kooperation letztlich aber nur an einer, wie sowohl Hauptmann als auch DHÄV-Chef Ulrich Weigeldt erklären.

Im ersten Punkt sei es darum gegangen, dass der gekapselte Kern in das Eigentum der Telematik-ARGE übergehen sollte. Hier wäre laut Weigeldt noch Verhandlungsspielraum gewesen.

Zumal Hauptmann anmerkt, dass das nach dem geplanten Vertrag von DHÄV und Telematik ARGE für den Fall, dass der Vertrag nach drei Jahren scheitert, ohnehin so gewesen wäre.

Zweiter Punkt: Die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft (HÄVG), die Dienstleistungsgesellschaft des Hausärzteverbands nimmt für ihre Schnittstelle pro Arzt einmalige Lizenzgebühren von monatlichen 7,90 Euro - egal wie viele Verträge über die Schnittstelle laufen.

Hier wollten die KVen erreichen, dass auch sie - sind sie der Vertragspartner des Arztes - diese Lizenzgebühr erheben können. Und dass, wenn Verträge über Hausärzteverband und KV laufen, die Gebühr zwischen beiden aufgeteilt werde.

Auch hier signalisiert Weigeldt gegenüber der "Ärzte Zeitung", dass es weitere Verhandlungsmöglichkeiten gegeben hätte.

"Das Grundinteresse ist da"

In einem Punkt wollte der DHÄV aber nicht nachgeben: Die Abwicklung der Verträge, so die Forderung der ARGE-Gesellschafter, hätte über das sichere KV-Netz laufen müssen.

Weigeldt: "Wir haben gesagt, das kann man nutzen, aber wir können es den Ärzten nicht vorschreiben." Auch, weil der Hausärzteverband hier die Gefahr gegeben sieht, dass, wenn das KV-Netz ausfällt, nichts mehr geht.

"Das kann passieren, muss es aber nicht", sagt Weigeldt - und er wolle hier auch keiner KV vorab Böswilligkeit unterstellen, aber in Zeiten von Abrechnungsspitzen könnten Datenleitungen schon einmal heiß laufen.

Für die Telematik-ARGE ist damit die Arbeit an jedweder Schnittstelle beendet, so Hauptmann. "Die Schnittstelle ist nicht mehr unser Geschäft."

DHÄV-Chef Weigeldt glaubt zwar persönlich, dass die KVen, die diese drei Vorschläge gemacht haben, dies mit dem Kalkül getan haben, das Projekt scheitern zu lassen.

Der Verband werde aber weiter an der Schnittstelle arbeiten, und er glaubt, dass es doch einige KVen geben wird, mit denen eine gemeinsame Schnittstelle in Zukunft möglich ist. "Das Grundinteresse, die Ärzte hier zu entlasten, ist da."

Schade findet er, dass die Verhandlungen gerade jetzt, wo die Arbeiten schon so weit fortgeschritten waren, geplatzt sind.

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