Eingeschränkte Lieferfähigkeit

Rabatt-Generika im 1. Halbjahr seltener zu haben

Jede 20. Anforderung eines rabattierten Generikums konnten Apotheker im 1. Halbjahr nicht eins zu eins bedienen – und mussten stattdessen ein Alternativprodukt abgeben, so die ABDA.

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Ein Griff ins Regal und das gewünschte Produkt ist da? Nicht immer. Lieferschwierigkeiten gehören zum Apotheker-Alltag.

Ein Griff ins Regal und das gewünschte Produkt ist da? Nicht immer. Lieferschwierigkeiten gehören zum Apotheker-Alltag.

© BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com / picture alliance

Berlin. Die Corona-Pandemie hat im 1. Halbjahr auch die Lieferfähigkeit der Generikahersteller, die mit Krankenkassen Rabattvereinbarungen eingegangen sind, erheblich beeinträchtigt. Nach Zahlen, die der Apothekerdachverband ABDA am Montag vorlegte, waren von Januar bis Ende Juni 12,1 Millionen Packungen rabattierter, und daher bevorzugt in Apotheken abzugebender Produkte kurzfristig nicht verfügbar. Das seien rund zwei Drittel (68 Prozent) mehr als in der Vergleichsperiode 2019, heißt es.

Insgesamt seien in der ersten Hälfte dieses Jahres 324 Millionen Arzneimittelpackungen zulasten der GKV abgegeben worden, darunter 230 Millionen Packungen des sogenannten rabattfähigen Marktes, also alle Artikel, die rabattiert sind, zuzüglich derjenigen, die gegen ein Rabattprodukt ausgetauscht werden können.

Die auf Basis der ABDA-Angaben zu ermittelnde Ausfallquote beträgt demnach im Rabattmarkt knapp 5,3 Prozent und im GKV-Arzneimittelmarkt insgesamt 3,7 Prozent.

Keine Indikator der Versorgungslage

Die ABDA-Zahlen geben allerdings keine Auskunft über die tatsächliche Versorgungslage. Denn zur Ermittlung der Lieferausfälle wurden Rezepte mit dem Sonderkennzeichen „abweichende Abgabe“ gezählt. Patienten sind also nicht ohne Präparat einfach wieder weggeschickt worden; lediglich konnte das Produkt des Rabattpartners der Kasse, bei dem der Kunde versichert ist, nicht ausgehändigt werden.

„Nicht nur Blutdrucksenker, Magensäureblocker oder Schmerzmittel, sondern auch Medikamente gegen Depressionen, Epilepsie oder Parkinson sind von Lieferengpässen betroffen“, so ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold. Der Apothekerfunktionär führt die Lieferschwierigkeiten vor allem auf die Abhängigkeit der Generikaanbieter von Wirkstoff- und Bulk-Produzenten in Fernost zurück. Arnold: „Wie sensibel die Arzneimittelversorgung auf Produktionsausfälle, Exportstopps oder Logistikprobleme in Asien reagiert, hat uns die erste Welle der Corona-Pandemie gezeigt.“

Bestellprobleme sorgen bei Apothekern für jede Menge Arbeit und daher wachsenden Unmut. Laut regelmäßiger Branchenbefragung bezeichneten zuletzt (2019) über 90 Prozent der selbstständigen Apotheker Lieferengpässe als eines der größten Ärgernisse ihres Berufsalltags. Drei Jahre zuvor soll sich darüber erst rund ein Drittel der Offizininhaber beschwert haben. (cw)

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