Schlussstrich unter eines der schwierigsten Jahre

DÜSSELDORF (ger). Nach dem schwärzesten Jahr in ihrer Geschichte sieht sich die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) wieder auf dem richtigen Weg. Auf der Vertreterversammlung des genossenschaftlichen Geldinstituts meldete Vorstandssprecher Herbert Pfennig in Düsseldorf für die ersten fünf Monate dieses Jahres, dass die Bank wieder die Gewinnzone erreicht habe.

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Die Apobank zahlt in diesem Jahr erstmals keine Dividende, kündigt für 2010 aber wieder eine Dividende an.

Die Apobank zahlt in diesem Jahr erstmals keine Dividende, kündigt für 2010 aber wieder eine Dividende an.

© Constantin Meyer / Deutsche Apotheker und Ärtzebank

Damit wird - nach dem ersten Jahr ohne Dividende für die mehr als 100 000 Mitglieder der Genossenschaft - voraussichtlich auch wieder eine Dividende gezahlt werden. "Wir sollten dabei noch nicht gleich wieder sechs Prozent Dividende anvisieren", warnte Pfennig vor den Vertretern. Die Rückkehr in die Gewinnzone und die Wiedererlangung der Dividendenfähigkeit seien aber "ein entscheidender Schritt zur früheren Stärke".

2009 hatte die apoBank zwar operativ so gut abgeschnitten wie noch nie in ihrer Geschichte, aufgrund des hohen Engagements in strukturierten Wertpapieren - und der daraus resultierenden hohen Risikokosten - dennoch erstmals überhaupt einen Fehlbetrag in Höhe von 283 Millionen Euro (wir berichteten) erwirtschaftet. In den Jahren 2007 bis 2009 seien damit "insgesamt 1,1 Milliarden Euro Abschreibungen auf die eigenen Wertpapierbestände entstanden", sagte Pfennig weiter. Davon seien 800 Millionen Euro endgültig.

Mit dem Geschäftsjahresabschluss 2009 hofft die Bank nun, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen zu können. Die Risikokosten des vergangenen Jahres beinhalteten auch künftig erwartete Verluste, so Pfennig. "Das Portfolio strukturierter Finanzprodukte bauen wir konsequent ab", kündigte der Vorstandssprecher weiter an. Bis 2014 solle es von ursprünglich mehr als 5,5 Milliarden Euro über 4,5 Milliarden Euro Ende 2009 auf 2,5 Milliarden Euro schrumpfen. Die Papiere sind derzeit teilweise aufgrund hoher Kursverluste nicht zu verkaufen, können aber bei Endfälligkeit voraussichtlich zum vollen Kurswert wieder zurückgegeben werden. Insgesamt habe die Risikotragfähigkeit der Bank im vergangenen Jahr ihre Grenzen erreicht. Mehrere Vertreter fragten in der anschließenden Diskussion, wie es denn dazu kommen konnte, dass die Bank so in Bedrängnis gekommen sei, und wer die Verantwortung trage. Der Aufsichtsratsvorsitzende Herrmann Stefan Keller berichtete darüber, dass gegen den ehemaligen Vorstand Günther Herion versucht werde, Schadenersatz geltend zu machen. Auch die Entlastung der anderen alten Vorstände wurde auf die Vertreterversammlung im kommenden Jahr verschoben.

Inzwischen ist die Bank offenbar wieder auf der Erfolgsspur. Das habe sich in den ersten fünf Monaten des Jahres gezeigt: "Trotz des hohen Niveaus gibt es bei den Abschreibungen auf unsere Wertpapierbestände bislang keine negativen Überraschungen", sagte Pfennig. Die saldierten Risikokosten lägen bei 110 Millionen Euro, im Vergleich zu 2009 bedeute das "einen sehr deutlichen Rückgang". Das Engagement in Griechenland sei zwar "nicht unerheblich, aber tragbar". Auch das operative Geschäft habe sich bis Mai erfreulich entwickelt. Das Ergebnis vor Risikovorsorge habe 137 Millionen Euro erreicht und liege über dem Vorjahr. Die Finanzkrise ist aus Sicht von Pfennig aber noch nicht vorbei.Die Kernkapitalquote ist dank vieler ergriffener Maßnahmen wieder auf 6,5 Prozent angestiegen. Darauf aufbauend wolle die Bank die bereits 2009 gestartete Vertriebsoffensive "systematisch fortführen", kündigte der Vorstandssprecher an. "Das Verhältnis der Kundenzahl zur Betreuerzahl muss verbessert werden, wir brauchen mehr Zeit für unsere Kunden", kündigte Pfennig an. Die Bank wolle außerdem ihr Einlagengeschäft stärken, um die Refinanzierung weniger abhängig vom Kapitalmarkt gestalten zu können. Auch das Wertpapiergeschäft mit den Privatkunden soll weiter ausgebaut werden. Die Vermögensverwaltung habe im vergangenen Jahr einen deutlichen Zuwachs an zu betreuendem Vermögen verzeichnen können. Vorstandssprecher Pfennig machte in seinem Jahresbericht auch deutlich, dass die apoBank einen noch engeren Schulterschluss im genossenschaftlichen Verbund anstrebt. So soll die bisherige IT-Eigenanwendung ausgelagert und dem genossenschaftlichen Rechenzentrum GAD als IT-Dienstleister ab Oktober 2011 übergeben werden.

Branche: Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank wurde 1902 von 18 Apothekern in Danzig als "Kredit-Verein Deutscher Apotheker" gegürndet. Seit 1957 firmiert die genossenschaftliche Primärbank, die auf Heilberufler spezialisiert ist, unter ihrem jetztigen Namen. Sitz: Düsseldorf Aktuelle Geschäftszahlen: 2009 musste die Bank einen Jahresfehlbetrag von 283 Mio. Euro hinnehmen (2008: Überschuss von ca. 60 Mio. Euro). Wichtigster Grund war die hohe Risikivorsorge von 588 Mio. Euro in 2009. Die Kundenzahl stieg auf 333 100. Mitarbeiter: 2325 Mitarbeiter, zusätzlich 70 Auszubildende

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